Radtouren
Mehr Urlaub
Nach der sehr nassen Ostseeradtour 2002 und gar keiner Familienradtour 2003 wollten wir 2004 unbedingt wieder Fahrrad fahren. Und zwar mit beiden Kindern und Zelt, also das volle Programm. Die Kinder waren vor allen Dingen von der Aussicht begeistert, im Zelt schlafen zu können. Carolin, 8 Jahre, wurde per Tandem-Stange an Catrins Rad gehängt. Für Johanna, 4 Jahre, war der von mir gezogenen Anhänger vorgesehen. Ein paar Rahmenbedingungen hatten wir zu beachten:
Deswegen
entschieden wir uns für den Tauernradweg, der bei den Krimmler Wasserfällen
beginnt und dann dem Tal der Salzach bis zum Inn folgt. Anschließend wollten
wir den Inn herunter bis Passau folgen und je nach Lust und Laune bzw. Zeit
und Wetter noch die Donau herauffahren. Die Donau zwischen Kehlheim und Straubing
kannten wir schon von userer Altmühltour
2001, den Inn sind Catrin und ich schon auf dem Rückweg unserer Tour
Köln - Venedig (leider ohne Web-Bericht) gefahren.
Montag, 26.07.04: Anreise Bahnfahrt von Eschborn (Frankfurt am Main) - Krimml
Das Fahrradgepäck einschließlich Proviant haben wir bereits am Vortag gepackt, weit gehend auch schon auf den Rädern verstaut und diese abfahrbereit in der Garage geparkt. Die Kinder bekommen ein Brot in die Hand gedrückt, wir fahren ungefrühstückt um kurz nach 7 Uhr los. Zunächst zur S-Bahn, bei der wir mit unseren Rädern gleich zwei Eingänge blockieren. Im Hauptbahnhof zum IC nach Salzburg um 8:19 Uhr. Besonders für die Kinder wird es recht langweilig, bis wir kurz nach 14 Uhr in Salzburg ankommen. Nach München ist der Zug immerhin ziemlich leer, so dass die Kinder Platz zum Bewegen haben. Salzburg ist ein sehr fahrradfreundlicher Bahnhof, wir können ohne Treppengeschleppe unsere Räder zum Anschlussgleis schieben. Nach einer Stunde geht es weiter, 1,5 Stunden bis Zell am See. Dort nur 9 Minuten zum Umsteigern in eine urige Schmalspurbahn, die von einer röhrenden Diesellok gezogen wird. Die Räder werden in einem Gepäckwagen untergebracht, der aussieht, als sei er seit 100 Jahren im Einsatz. Wir sind nicht die Einzigen, die den Zug mit Rädern erreichen wollen, und so zieht sich das Verladen genügend lange hin. Dann rattert das Bähnchen geräuschvoll los, hält aber gleich wieder. Auf den nächsten 65 km wird mehr als 30 Mal gestoppt. Auf den gefederten Sitzbänken hopsen wir munter auf und nieder.
Endlich
um 18:30 Uhr steigen wir an der Endstation Krimml aus und sehen, wie die Lok
in den Lokschuppen rangiert. Obwohl es zwischendurch heftig geregnet hat, ist
es jetzt temporär trocken. Mutig strampeln wir die knapp 3 km bis zu unserem
ersten Quartier, das allerdings ca. 100 m höher als der Bahnhof liegt.
Und mit Hänger, Gepäck und Kinderrad an der Tandemstange ist jeder
Höhenmeter eine echte Herausforderung! Immerhin erreichen wir die Pension
Marianne zu Rad. OK, Catrin hat zwischendurch doch schieben müssen, weil
ihr Tross bei geringer Geschwindigkeit sehr instabil wird. Wir bekommen ein
Zimmer mit Doppel- und Doppelstockbett, Dusche, WC, 55€ mit Frühstück.
Catrin hat vorsichtshalber schon von zu Hause aus die Unterkunft gebucht. Unser
erstes Quartier sollte im oberen Ortsteil von Krimml liegen, damit wir am nächsten
Tag nicht zuerst herauf zu den Wasserfällen fahren müssen. Abendessen
im Ort, dann schlafen wir alle rasch.
3 km, Durchschnitt 7 km/h (Wir haben also genügend Steigerungspotenzial!)
Dienstag, 27.7.04: Krimml - Bruck
8
Uhr Frühstück, dann zum Wasserfall. Die Krimmler Ache stürzt
hier mit bis zu 40.000 Litern pro Sekunde in drei Stufen insgesamt 380 m in
die Tiefe. Die Wasserfälle sind touristisch voll erschlossen mit Souvernirbuden,
Soft-Eis und Wegegeld. 20 Minuten, nachdem wir unsere Räder am Startpunkt
des Tauernradweges abstellen, erreichen wir den untersten der drei Wasserfälle.
Die Gischt stiebt meterhoch in die Luft und die ersten 2 Minuten Sonne, die
wir heute sehen (und die letzten in den nächsten Stunden) zaubern lichte
Strahlen in den Wassernebel. Wir steigen 30 Minuten bergan auf einem Touristen-tauglichen
Pfad bis zur zweiten Stufe der Wasserfälle. Am Weg befinden sich immer
wieder Aussichtskanzeln auf die Fälle, wo wir teilweise verflixt nass werden.
Johanna murrt und wird mit der Aussicht auf Brausebonbons hochgelockt. Auf dem
Rückweg fängt es an zu nieseln. Mittlerweile kommen uns ganze Scharen
von Wasserfalltouristen entgegen, als wir um 9 Uhr gestartet sind, waren wir
noch recht allein.
Wir
erreichen wieder unsere Rädern und fahren noch rasch zurück zur Pension,
um unser Gepäck zu holen. Um 12 Uhr starten wir endgültig auf dem
Tauern-Radweg. Dies entsprach sogar exakt Catrins Zeitplanung. Meistens bergab
und mit fast gar keinem Regen rollen wir das Tal hinab. Kurz nach Krimml fließt
die Krimmler Ache in die Salzach, der wir die nächsten Tage folgen wollen.
Einige Orte umfahren wir auf Alternativrouten, um Steigungen zu vermeiden. Ein
Regenschauer zieht über uns hinweg, als wir praktischerweise sowieso gerade
Pause unter einem schützenden Dach machen. Obwohl der Weg das Tal der Salzach
bergab führt, gibt es doch immer wieder einige kleinere Steigungen und
Gefälle. Kurz vor 18 Uhr erreichen wir Bruck nach knapp 70 km. In Anbetracht
der Wetterlage rollen wir am Campingplatz vorbei und fragen gleich ein paar
Meter weiter beim ersten Schild "Preiswerte Unterkunft für Radfahrer"
nach Quartier. Hier kommen wir auch sofort unter, 45€ für 2 Doppelzimmer
mit Dusche, WC auf dem Flur und Frühstück. Soviel bezahlen wir in
Jugendherbergen schon lange.
Sorgen um die Unterbringung haben wir uns nicht gemacht - der Tauern-Radweg
ist voll touristisch erschlossen, alle Nase lang werben Radler-Imbisse, Radler-Gasthöfe
und Radler-freundliche Pensionen. Abends Pizzeria am Sportplatz, die Kinder
freuen sich. Pizza eher unterdurchschnittlich, aber freundliche Bedienung. Kaugummi
für die Kinder, Obstler für uns. Carolin, die zwischendurch auch ein
paar km allein gefahren ist, schläft fast ein. Johanna dagegen hopst fidel
durch die Gegend. Klar, die hat sich zwischendurch im Hänger ausgeschlafen.
67 km, Durschnitt 17,1 km/h (Ganz ok für den ersten Tag, es ging halt bergab)
![]() |
![]() |
![]() |
© Martin Taplick, 14.08.2004. Letzte Änderung am 09.03.2008