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Ostseeradweg 2006

Teil 1 von 4

Unsere letzte Familienradtour war schon wieder zwei Jahre her - 2004 sind wir den Tauernradweg gefahren. Wohin sollen wir 2006? Nach einigen Diskussionen beschließen wir, erneut den Ostseeküstenradweg zu wagen. 1997 sind wir eine wunderbare Radtour von Hamburg bis Rügen gefahren, damals mit der zwei Jahre alten Carolin im Anhänger. Die Wiederholung der Tour im Jahre 2002 haben wir wegen des Dauerregens abgebrochen. Aber 2006 sieht die Großwetterlage gut aus! Start soll in Kiel sein, da wir die Küste zwischen Kiel und Travemünde noch nicht kennen.

Carolin ist mit ihren knapp 11 Jahren mittlerweile zu groß, um gezogen zu werden. Sie fährt selbst. Ich möchte mit meinem Liegerad fahren. Johanna (6) ist noch zu klein, um selber zu fahren. Auf unserer Suche nach einem Kopplungssystem, das auch an das Liegerad passt, sind wir auf das Follow-Me gestoßen. Es wird an der Hinterachse des Zugrades befestigt und ist deutlich stabiler gegen seitliches Schwanken als die Trail-Gator Kopplungsstange bzw. ihre Nachahmerprodukte. Zudem ist der Gepäckträger weiterhin nutzbar.

Liegerad mit Follow-Me Kopplungssystem Familienbild Osteeradweg 2006

 

Prolog im Bahnhof

Ich reihe mich in die lange Schlange vor dem Ticketschalter im Frankfurter Hauptbahnhof ein. Eine junge Dame in roter Jacke mit der Aufschrift „Automatenhilfe“ spricht mich an. „Wohin möchten Sie reisen?“ Ich gebe höflich Auskunft. „Wann möchten Sie denn fahren?“ Ich kürze die weitere Befragung mit dem Hinweis ab, dass ich nicht freiwillig in der Schlange warte. Leider schafft es die Bahn bis heute nicht, Fahrradkarten bzw. die Reservierung von Radplätzen im Internet oder am Automaten anzubieten.
Schließlich dringe ich bis zum Schalter vor. „Guten Tag. Ich suche eine möglichst durchgehende Bahnverbindung von Frankfurt nach Hamburg bzw. Kiel in den nächsten Tagen, auf der noch freie Fahrradplätze verfügbar sind. Am liebsten nächsten Sonntag.“
Energisches Tastengeklappere, dann langes Warten auf die Antworten vom Reservierungssystem.
„Tut mir leid, alles voll“.
„Am Samstag vielleicht?“ Hoffnung habe ich keine, die Samstagsverbindungen sind beliebt. Erneut Tastaturgeklapper und eine lange Wartezeit. Dann schweres Kopfwiegen. „Nein, keine Plätze verfügbar“.
 „Vielleicht am Montag?“ Tippen, Warten. Langes Warten.
„Hm – am Montag ist auch nichts zu machen“. Mein Gegenüber schaut schwermütig auf seinen Bildschirm und tippt weiter. Ich schaue ihm schwermütig zu.
„Am Dienstag ist im IC nach Hamburg um 05:44 Uhr noch ein Radplatz frei, danach ist auch alles voll.“
„Ähem, ich benötige eigentlich drei Plätze, nicht nur einen …“ Der Bahnmensch schaut mich mit leichtem Widerwillen an, als hätte ich einen unanständigen Wunsch geäußert.
Mir kommt eine neue Idee. „Kann ich die Räder vielleicht aufgeben und als Gepäck bis zum Zielbahnhof befördern lassen?“
„Die Bahn bietet einen Haus-zu-Haus Transport für verpackte Räder an.“
Na prima. Das kann jede andere Spedition auch. „… Kann ich als Zieladresse den Bahnhof in Kiel angeben?“
„Tut mir leid, die Gepäckaufbewahrung im Bahnhof ist abgeschafft.“

Es endete wieder einmal mit einem Schönes-Wochenende-Ticket. Das bedeutet langsame Verbindungen im Nahverkehr, vollgestopfte Radabteile und vielfaches Umsteigen. Wenigstens ist es preisgünstig. Ich bekam eine Verbindung mit Umsteigen in Kassel, Göttingen und Hamburg herausgesucht, mit genügend Pufferzeit dazwischen. Immerhin.

Anruf bei Catrin. „Rate mal, wie wir mit der Bahn bis Kiel kommen.“
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann ein Stöhnen „Oh nein, nicht wieder Schönes-Wochenende-Ticket …“

Urlaub mit der Bahn – Urlaub von Anfang an.

Sonntag, 23.7.06: Hinreise 10 km (Eschborn – Frankfurt – Kiel)

RadgepäckDer Wecker holt uns früh aus den Betten. Die Räder stehen bereits fertig gepackt in der Garage, nur noch der Proviant muss verstaut werden. Viel zu früh gegen 7.35 Uhr fahren wir los. Bedeckter Himmel und Nieselregen nach Wochen voller Sonnenschein – das geht ja gut los.
Viel Zeit am Bahnhof reicht, um Zeitung, Kaffee und eine Kinderzeitschrift zu kaufen.
Der Zug wird in Frankfurt eingesetzt und steht zeitig am Bahnsteig. Das Fahrradabteil füllt sich langsam. Endlich Abfahrt! Wir schaffen grade mal 40 km bis Friedberg, dann versagt die Lokomotive – Wasser schließt das Relais eines der drei Fahrmotoren kurz. Wir bekommen die hektischen Telefonate des Lokführers lautstark mit. Schließlich geht es doch weiter, und in Gießen wird eine zusätzliche Lok vorgespannt. 50 min. Verspätung. Die Verbindung Kassel – Göttingen erreichen wir eine Stunde später als geplant um 12.45 Uhr. Die Verbindung nach Hamburg gibt es dann nicht mehr direkt, sondern mit Umsteigen in Uelzen – immerhin auf dem gleichen Gleis. Im Zug erzählt man uns, dass der verpasste vorherige durchgehende Zug sowieso ausgefallen sei.
Das Fahrradabteil in Uelzen ist hoffnungslos überfüllt, wir schieben die Räder irgendwo anders in die Einstiege. Im modernen Doppelstockwagen des „Metronom“ ist genügend Platz im Einstiegsbereich, so dass wir keine Reisenden behindern. Die Zugführerin fordert mich dennoch auf, die Räder ins Radabteil zu transportieren. Wenn das voll ist, können wir halt nicht mehr mitfahren. Ich äußere mein vollstes Verständnis für ihre Situation, erkläre aber standhaft, dass ich mich unter keinen Umständen von der Stelle rühre. Die arme Zugführerin ignoriert mich daraufhin für den Rest der Fahrt. Ankunft in Hamburg. Die Verbindung Hamburg – Kiel geht auch im Stundentakt, 18.20 – 19.36, diesmal ziemlich voll. Gelöst steigen wir endlich in Kiel aus und bepacken stressfrei unsere Räder. So lange stressfrei, bis wir bemerken, dass der Packsack mit den Isomatten und Schlafsäcken nicht da ist. Eine kurze Gedächtnisübung bei Catrin und Carolin ergibt, dass er wohl immer noch in Hamburg auf Gleis 13a steht. Wir verfallen in leichte Hektik. Der freundliche Bahnbedienstete in Kiel telefoniert mit der Kollegin in Hamburg auf Gleis 13, die dort tatsächlich unseren Packsack sicherstellt. Glücklicherweise hat noch niemand Bombenalarm ausgelöst, aber wer versteckt schon eine Zeitbombe in einer türkisfarbenen Ortlieb-Packtasche! Die Zimmervermittlung im Bahnhof organisiert uns ein Hotelzimmer im Astor und ich steige gleich wieder in den Regionalexpress nach Hamburg. 80 Minuten später bin ich zurück in Hamburg am Gleis 13 und hole den Packsack. Zurück im gleichen RE, mittlerweile das dritte Mal. 23:36 Uhr Ankunft in Kiel, zu Fuß zum Astor. Catrin kommt mir entgegen. Endlich im Hotelzimmer, alles Gepäck wieder vollständig. Es geht doch nichts über einen entspannten Urlaubsbeginn.

Darstellung von Catrin:
Nachdem Martin mit leichtem Handgepäck, einer neuen Zeitung und einer Flasche Wasser wieder Richtung Hamburg aufgebrochen ist, schiebe ich die erste Hälfte unseres Trosses ins zum Glück nur 300m entfernte Hotel. Die Kinder sind aufgeregt, sind sie doch kein Hotelzimmer mit eingebautem Föhn, Fernseher und viel Platz gewohnt. Ich gehe nochmal zum Bahnhof und hole das letzte Rad, während die Kinder am Brunnen vor dem Hotel spielen. Anschließend wollen wir den benachbarten Mc Donald’s besuchen (etwas Luxus muss ja auch sein…). Leider ist er schon geschlossen. Doch da ich im Mai schon mal in Kiel beim Mc Donald’s war, kann ich mich an einen anderen erinnern, zu dem wir entlang des Hafens gehen (leider sind die Schiffe der Stena Line und Color Line unterwegs). Toll, die Kinder freuen sich über Chicken Mc Nuggets und Pommes. Nach 22 Uhr plumpsen die Kinder glücklich ins Bett. Ich lese noch ein wenig im Zimmer, bis die beiden schlafen, bette sie noch auf den Boden, damit Martin und ich Platz im Bett haben und gehe dann nach unten, Martin entgegen.

Montag 24.7.2006: 38 km (Kiel – Schönberger Strand)

U-Boot in LaboeMarine-Ehrenmal in LaboeBeginn einer Radtour mit Hotelfrühstück im 9. Stock ist für uns neu, aber durchaus angenehm. Wir bepacken unsere Räder in der Tiefgarage, dann navigieren wir aus Kiel heraus.
Pause in Laboe. Ich schaue mir mit Johanna U-Boot und Marine-Ehrenmal an. Sie hüpft begeistert die Treppen auf den Turm hinauf, derweil Catrin und Carolin sich am Strand lümmeln. Anschließend noch weitere 15 km weiter über den Deich, ununterbrochen am Strand entlang. Wir passieren Kalifornien und Brasilien – warum auch immer die Orte so heißen. Ein Stück weiter steuern wir gegen 15 Uhr den Campingplatz Hasselkrug an. Zeltaufbau und –einräumen sind noch etwas ungeübt. Anschließend Strandnachmittag am Schönberger Strand. Abends bestellt sich Carolin das größte Schnitzel auf der Karte mit Schinken und Käse und verschlingt erstaunlich viel davon. Heimweg über die breite Wiese am Deich, der sinkenden Sonne entgegen. Sehr idyllisch.


Dienstag 25.7.2006: 40 km (Schönberger Strand – Weißenhäuser Strand)

Nach einem kärglichen Frühstück, immerhin mit Kaffee für Catrin aus dem Campingplatzlädchen, packen wir unsere Sachen, die Routine kehrt langsam zurück. Es ist bereits morgens heiß. Nach einigen km Brunch am Hundestrand im Schatten eines rostigen Kutters.
Über leicht welliges Gelände fahren wir bis Hohwacht. Statt am Strand verbringen wir viel Zeit auf dem wahrscheinlich hässlichsten Minigolfplatz an der Ostsee, aber schattig unter Bäumen. Catrin gewinnt haushoch. Anschließend noch eine Stunde bis Weißenhäuser Strand, Luxuscampingplatz Triangel. Eigentlich ist alles voll, aber die freundliche Dame an der Rezeption möchte uns mit den Kindern doch nicht wegschicken und vergibt uns den „Notplatz“. Eine Zeltwiese gibt es gar nicht. Auf den „Notplatz“ hätten vier Zelte unserer Größe draufgepasst. Carolin ist erledigt, aber auch stolz auf die 40 gefahrenen km. Noch kurz an den Strand, dann essen am Campingplatz. Die Showeinlage besteht aus zwei Männern, die innerhalb von 20 min. einen kompletten Freiluft-Klamottenstand abbauen und in ihrem Lieferwagen verstauen. Abends fressen uns die Mücken.

Die Radwegweiser für den Ostseeküstenradweg sind ziemlich klein und oft ausgeblichen (Schild rechts unten). Was die begleitende Beschilderung mit den Zahlen zu bedeuten hat, konnte ich bislang noch nicht herausfinden. Ausgeblichene Beschilderung Ostseeküstenradweg Beschilderung Ostseeküstenradweg Das Schild links ist etwas lesbarer.

Mittwoch 26.7.2006: 50 km (Weißenhäuser Strand –  Fehmarn)

Rathaus HeiligenhafenHeute wollen wir nach Fehmarn. Auf halber Strecke liegt Heiligenhafen, das sich für eine Pause anbietet. Die Route führt im Landesinneren über Nebenstraßen durch leicht welliges Gelände – zum Leidwesen von Carolin. Kurz vor Heiligenhafen führt uns die Beschilderung weg von der Straße in die Wildnis, wo auch gleich die Beschilderung endet. Ein Umweg führt uns schließlich durch eine gigantische, hässliche Ferienappartement-Anlage und zu einem Edeka, der sich weigert, das Leergut von dem gleichen Edeka vor 20 km zurückzunehmen. Schließlich finden wir doch in die recht hübsche Innenstadt und dort ein Eiscafe.
Als wir zum zweiten Teil der Tagesetappe aufbrechen, sehen wir die elegant geschwungene Brücke über den Fehmarnsund schon von weitem. Und heiß ist es! Der Radweg führt uns ärgerlicherweise stetig unten am Brückendamm entlang, unter der Brücke durch und schließlich auf der anderen Seite zurück. Getarnter Einstieg zur FehmarnbrückeMittlerweile kommt uns das doch seltsam vor und ich frage entgegenkommende Radler – die schicken uns den ganzen Weg um die Brücke herum wieder zurück. Zu Beginn des Dammes gibt es ein Gatter, beschildert mit „Kein Winterdienst“ und „eigene Gefahr“ u.ä. Dadurch führt ein unauffälliger Pfad, der sich als Radweg über die Sundbrücke entpuppt. Uns stören die ca. 5 km Umweg nicht so sehr, aber Linchen tut uns etwas Leid. Vor dem Brückenaufstieg  bekommt sie zunächst eine kühlende Kopfdusche aus unserem Wasservorrat verpasst und lacht immerhin schon wieder. Nach der Brücke ist es dann auch nicht mehr so weit bis zum Campingplatz „Wulfener Hals“. Eine riesige Anlage mit kompletter Infrastruktur, Disco, Bar, Surf- und Tauchschule, eigenem Strand usw. Was sie nicht haben, ist Platz für unser kleines Zelt. Keine Zeltwiese, nur parzellierte Plätze. Carolin will und kann heute keinen Meter mehr fahren. Zeltplatz auf Kies - unbequem, aber teuerHartnäckiges Nachfragen verschafft uns schließlich einen gekiesten Caravanplatz, für den wir knapp 50 Euro zahlen dürfen. Überflüssigerweise müssen wir zusätzlich 10 Duschmarken „Mindestumsatz“ kaufen. Und wahrscheinlich müssen wir auch noch dankbar sein. Später sehen wir mehrere Ecken auf dem Platz, auf denen unser Zelt niemanden gestört hätte. Catrin sucht uns telefonisch einen anderen Campingplatz für die folgende Nacht. Der Strand ist eine ewig flache Lagune mit warmen Wasser – sehr angenehm. Abends Kinderdisco mit exakt derselben Musik wie auf Mallorca, in der Toscana und sonst überall. Anschließend Karaoke. Wir harren aus, wir haben immerhin viel Geld dafür bezahlt :-) Am Zelt angekommen werden wir noch von freundlichen Nachbarn aus Winterberg auf ein Bier eingeladen.



 

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© Martin Taplick, 30.09.2006. Letzte Änderung am 09.03.2008