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Ostseeradweg 2006

Teil 2 von 4

Donnerstag 27.7.2006: 35 km (Fehmarn)

Riesige Seifenblase im Explora-MuseumWir verlassen den ungastlichen Campingplatz und müssen unsere 2 Pfandflaschen Bier mitnehmen, „Leergutannahme erst ab 10 Uhr“. Auf dem Weg zum nächsten Quartier passieren wir direkt das Explora-Museum, dessen Besuch wir für heute geplant haben. Viele physikalische Experimente zum Ausprobieren, Seifenblasen, Holografie, Akustik, optische Täuschungen… Beide Kinder und wir sind fasziniert und verbringen viel Zeit mit den Exponaten. Schließlich fahren wir weiter und erreichen wenige km später den Europa-Campingplatz. Eine ältere Dame begrüßt uns freundlich, die Kinder bekommen Bonbons. Der Platz ist klein, familiär und ohne Disco, Pool und Karaoke. Dafür öffnet der Campingladen eher und schließt später als der beim „Nobelcamping“ Wulfener Hals. Statt 5 Sternen hat dieser nur 3. Vielleicht sind Campingplätze besser, je weniger Sterne sie haben? Wir fühlen uns gleich wohl.
Nach Aufbau des Zeltes radeln wir ca. 5 km nach Burg, der Hauptstadt von Fehmarn. Hübsche Innenstadt, Kopfsteinpflaster. Es werden Buden für ein Weinfest aufgestellt. Dann ins Meereszentrum, ein sehenswertes Aquarium mit Plexiglastunnel unter Wasser und einem riesigen Haifischbecken. Anschließend ist es 17 Uhr und wir sind gesättigt von Eindrücken. Zurück zum Campingplatz. Carolin ist platt und nur noch mit Mühe zu überreden, wenigstens einen Blick auf den Strand zu werfen. Catrin kauft sich endlich ihr seit Jahren anvisiertes Schwimmtierchen (naja, ein großer Schwimmring) und wir steigen kurz ins Meer.
Nach der Dusche fahren wir nochmals nach Burg zum Weinfest. Carolin legt überzeugend dar, dass sie überhaupt gar keine Lust dazu hat und viel lieber am Zelt bleibt. Na gut – lassen wir sie da. Das Weinfest ist ganz nett, trotz Liveband, die gelangweilt Country-Musik spielt. Gegen 21.30 Uhr zurück zum Campingplatz. Carolin hat mittlerweile eine Urlaubsfreundin gefunden und die Kinder spielen bis es dunkel ist.


Feitag 28.7.2006: 31 km (Fehmarn – Kraksdorf)

Für die Wäscheleine ist überall PlatzIn den frühen Morgenstunden setzt Regen ein, der uns rasch die draußen hängenden Handtücher reinräumen lässt. Anschließend müssen wir etwas länger schlafen, bis es nur noch leise nieselt. Sachen packen und frühstücken im Zelt; schließlich hört der Regen auf. Wir frottieren das Zelt sorgsam trocken, die Luft ist warm. Catrin flickt erste Risse am Billigzelt mit Zwirn. Schließlich fahren wir gemütlich los, wieder Richtung Brücke über den Fehmarnsund, diesmal ganz ohne Umweg.
Auf Nebenstraßen weiter die Küste entlang Richtung Süden, schöne Landschaft, schöne Wege. In der Mittagszeit erreichen wir Kraksdorf und den Campingplatz „Casa Sahna“ (Sahna ist eine Ansammlung von Häusern nebenan), der auch Platz für uns hat. Zum Glück auch „nur“ 3 Sterne und ein freundlicher Empfang. Der Strand ist recht leer, rechts und links ist nichts mehr los. Es gibt keine größere Siedlung in der Nähe, der Campingplatz ist die einzige Touristenballung hier.
Dem Wetter gemäß machen Catrin und ich einen langen Strandspaziergang. Abendessen in einem aufgerüsteten Imbiss am Strand mit immerhin drei Biersorten vom Fass, genau unser Niveau. Die Kinder sind zeimlich müde. Johanna schläft auf der Bank ein. Carolin will nicht alleine zum Zelt gehen und hängt demonstrativ am Tisch ab, bis wir schließlich beide ins Zelt bringen.


Samstag 29.7.2006: 35 km (Kraksdorf – Grömitz)

Softeis in der Sonne ist eine ziemliche SauereiMorgens leichter Nieselregen, der aber passend zum Aufbruch wieder aufhört. Die immer noch nasse Wäsche vom Vortag wird an den Rädern drapiert. Der Radweg führt zunächst durchs Land, dann hauptsächlich über die Deichkrone weiter. In Dahme schauen wir uns kurz den Leuchtturm an, zu dem Catrin schon im frühesten Kindesalter immer mit ihren Eltern hinmarschieren musste. Der Strand ist durchgehend touristisch erschlossen. Wir halten in der Ostseemetropole Grömitz, wo Catrin jahrelang mit ihren Eltern die Ferien im Appartement verbracht hat. Wir laufen auf die recht lange Seebrücke, die Carolin zunächst einmal mit Softeis bekleckert. Dann schieben wir die Räder ein ganzes Stück über die bevölkerte Strandpromenade. Den Minigolfplatz, auf dem Catrin ihre Kindheits-Erfolgserlebnisse hatte, haben wir glücklicherweise verfehlt. Mittlerweile scheint sogar wieder die Sonne und es wird heiß. Am frühen Nachmittag fahren wir weiter, bis wir wenige km später den Campingplatz „Walkyrie“ erreichen. Hier sind die Duschen zur Abwechslung mal gratis, nachdem wir schon Duschmarken, 1DM-Stücke und Chip-Sticks erlebt haben. Als wir endlich zum Strand gehen wollen, strömen uns alle Leute entgegen – der Himmel verfärbt sich bleigrau und es droht ein Gewitter. Also werfen wir nur einen Blick auf den Strand und kehren gleich wieder um zum Zelt. Nach einiger Zeit fängt es tatsächlich an zu regnen, wir sitzen leidlich trocken im Zelt und spielen Karten. Das Gewitter ist zum Glück schnell vorbei und Carolin droht zu verlieren, deswegen muss ich auch nicht lange Karten spielen.
Abends laufen Catrin und ich ein gutes Stück die Steilküste entlang Richtung Grömitz. Die Kinder haben Urlaubsbekanntschaften gemacht und bleiben auf dem Spielplatz. Es dunkelt schon, als wir zurückkehren und die Kinder einsammeln. Die Nacht wird recht laut; wir liegen neben der Einflugschneise zur Toilette und auf der Zeltwiese nebenan feiern ganze Gruppen von Jugendlichen.


Sonntag 30.7.2006: 45 km (Grömitz – Priwall)

Während des Zeltabbaus werden wir von einem älteren Ehepaar beobachtet, das neben seinem Zelt auf zwei Stühlen sitzt und hinterher interessierte Fragen stellt. Anschließend haben wir Mühe, unsere Kinder auf dem Campingplatz einzusammeln. Carolin ist traurig, weil sie eine sehr nette Freundin gefunden hatte und möchte am liebsten da bleiben. Johanna sitzt auf dem Spielplatz und becirct ca. 10 Jahre ältere Mädels („Die ist ja sooooo süß!“).
Wir fahren quer durch den Wald zurück auf den Ostseeradweg und haben somit ein paar km auf der Bundesstraße umgangen. In Neustadt gibt es ein Sahnetortenfrühstück im Cafe mit Motorbötchen beobachten. Danach wechseln wir die Räder. Wegen Nackenproblemen steigt Catrin auf die Liege. Trotz Sonntag sind Lidl, Penny und Minimal geöffnet. Wir klappern sie alle ab. Endlich erstehen wir einen Einweggrill und Fleisch und Krautsalat.
Weiter geht’s in 50 m Schritten. Wir entdecken 100 Möglichkeiten des Anhaltens: Carolin vergisst ihren Helm zu schließen, Catrin fliegt die Kappe weg, Carolin vergisst ihren Helm zu schließen, Johanna muss auf Toilette, Catrins Bremse ist kaputt, Carolin vergisst ihren Helm zu schließen, Martin muss ein Foto machen, Catrin muss auf Toilette, Carolin krempelt ihre Hose hoch, Carolin vergisst ihren Helm zu schließen, Carolins Fahrradtasche hängt schief, Johanna muss ihren Pulli ausziehen, Catrin muss ihre Brille wechseln, Carolin vergisst ihren Helm zu schließen,…
Es folgen lauter mondäne Ostseeküstenbäder: Sierksdorf, Scharbeutz, Timmendorfer Strand. Hinter Niendorf führt uns der Radweg an die wunderschönen Brodtener Steilküste. Leider ist der Zugang dazu nicht besonders leicht zu erklimmen, die offizielle Radwegbeschilderung führt uns eine Treppe mit der üblichen unbrauchbaren Metallschiene hoch.
Die "Nils Holgerson" bei der Einfahrt nach TravemündeAls wir Travemünde erreichen, herrscht dort großer Rummel: In Travemünde findet auch ein Kieler Woche statt. Die Segelregatta konnten wir schon von Ferne beobachten. Wir schieben die Räder durch die Menschenmengen bis zur Fähre nach Priwall. Das Zelt stellen wir auf dem schönen, familiären Campingplatz mitten in Priwall auf. Dann gehen wir noch eine halbe Stunde zum Baden an den Strand. Ein breiter Sandstrand, direkt neben der Hafeneinfahrt. Es ist faszinierend, wenn nebenan eine der riesigen Schwedenfähren vorbeigleitet. Der Sog ist deutlich spürbar, die Warnbaken haben ihre Berechtigung.
Sandworld 2006: ClownDas Grillen mit dem Einweggrill muss noch geübt werden. Die Kohle scheint mit Brandschutzmitteln imprägniert zu sein und widersetzt sich hartnäckig der Glut. Schließlich essen wir unser Fleisch mehr warm als gar. Am Spielplatz findet Carolin eine Freundin (Hanna), die ebenfalls mit ihren Eltern an der Ostsee unterwegs ist und die das gleiche Ziel haben wie wir. Wir wollen noch die Sandworld besichtigen, zu der wir allerdings erst recht spät im Dunkeln kommen, da wir uns mit den Eltern von Hanna angeregt unterhalten. Jedes Jahr im Sommer findet die Sandworld statt; dort werden am Strand von Priwall große Sandfiguren zu festgelegten Themen modelliert. 2006 war das Thema „Zirkus“. Um 23 Uhr legt Travemünde sich für uns ins Zeug und präsentiert uns das schönste Feuerwerk mit Lasershow, das wir seit langem gesehen haben. Auf dem Sandworld-Gelände haben wir einen Logenplatz. Auch die Kinder sind fasziniert. Erst um Mitternacht kommen wir zurück. Als wir ins Zelt krabbeln, beginnt prasselnder Regen. Egal!


Montag 31.7.2006: 37 km (Martin 71 km) (Priwall – Boltenhagen)

Dreimaster "Passat"Nach dem Aufbruch zunächst am Viermaster "Passat" vorbei, dann gleich wieder Stopp am Strand. Catrin und Carolin holen Schlaf nach, Johanna wühlt glücklich im Sand. Erst gegen 11.30 Uhr weiter und kurz später schon wieder Halt bei einem Strand-Einkaufsladen, Proviant fassen. Als wir fertig sind, radeln gerade unsere neuen  Campingplatzbekannten Jörg und Anette Blumenthal mit den Kindern Hanna (9) und Moritz (11) vorbei mit gleichem Ziel wie wir, Campingplatz Boltenhagen. Wir radeln zusammen weiter. Blumenthals sind beeindruckend gut ausgerüstet: Riesiges Zelt, Kocher, Lebensmittelkiste und sogar zwei Klappstühle. Den Großteil des Gepäcks zieht Jörg in einem recht praktisch aussehenden Anhänger (Burley als Gepäckanhänger). Wir passieren die Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Leicht wellig geht es über recht leere Nebenstraßen bei Sonnenschein und leichter Bewölkung durch die wunderschöne Landschaft. Die Felder sind hier riesig, wahrscheinlich LPG-Vergangenheit. ich fahre Upright mit Johanna, Catrin die Liege. Was ein Glück, dass wir gleich groß sind. Carolin und Hanna freuen sich riesig, zusammen fahren zu können. Auch Catrin schwatzt eifrig. Ich fahre vor und warte dann auf den Rest, mir geht es etwas langsam voran. Radweg ersatzlos gestrichenVor Groß-Schwansee versperren uns große Schilder den Weg „Wir bauen für Sie den Radweg auf 4,5 km aus.“ Dummerweise haben die Radwegbauer vergessen, eine Umleitung auszuschildern.  Wir fahren nach Karte weiter. In Kalkhorst tauschen Catrin und ich die Räder, ich kann alleine mit der Liege in anständigem Tempo weiterfahren. Also rase ich weiter in einem Rutsch bis zum Campingplatz in Boltenhagen, groß und ziemlich überfüllt. In jeder Lücke scheinen Zelte zu stehen. Ich melde zwei Zelte an und baue rasch unser Zelt auf, dann fahre ich wieder ca. 6 km zurück, zum zweiten Mal komplett durch Boltenhagen. Leider ist vom Familienverband nichts zu sehen, also eile ich wieder zum Campingplatz. Weil sie dort auch nicht sind, fahre ich die Tour gleich zum zweiten Mal. Mittlerweile ist es 16.30 Uhr und ich bin leicht beunruhigt. Zum dritten Mal fahre ich zurück bis zum Aussichtspunkt Groß-Klütz-Höved an der Steilküste, wo ich endlich auf die anderen treffe. Wir gondeln dann zusammen zum Campingplatz, wo uns die Zeltnachbarn erzählen, dass auf unserem Flecken eigentlich drei Kleinbusse parken. Also nochmal umziehen. Abends Pizza an der schönen Mittelpromenade in Boltenhagen.

Bericht Catrin, warum Martin so lange warten musste:
Als Martin losfuhr, hatten Moritz und Jörg gerade Proviant für die anstehende Pause gekauft. Wir sind bis Brook direkt an den Strand gefahren. Wir machten Mittagsrast und die Mädels kreiierten hübsche Sandgebilde. Hanna (es war deren 2. Radfahrtag!) legte einen beachtlichen Vorrat an Steinen an, den sie gern mit nach Hause nehmen wollte. Jörg und ich erkundeten die Möglichkeiten des Weiterfahrens. Entweder wieder weiter ins Landesinnere und über sanft gewellte Sträßchen nach Boltenhagen oder über den Kolonnenweg (grässlicher, militärischer „Rumpelpfad“ mit zwei Fahrrinnen aus Beton, ausgestattet mit Löchern und einer breiten Rinne dazwischen) , der auch an dieser Stelle noch wegen Bauarbeiten gesperrt war, aber dafür direkt am Meer entlang. Jörg (der ja den größten Tross zu ziehen hatte) entschied sich für den Kolonnenweg. Wir machten uns nach knapp 1,5 Std. wieder auf den Weg. Martin dürfte schon langsam unruhig werden, aber sein Handy war ja bei mir in der Lenkertasche… Der Kolonnenweg begann mit einer recht heftigen Steigung. Am Ende stand eine Bank mit drei freundlichen Herrschaften. Sie waren schier begeistert und applaudierten, als Hanna und Carolin vorbei strampelten und nicht schoben. Begeisterung herrschte auch über Jörgs riesiges Gespann (ebenfalls nicht geschoben). Bis ich mit Johanna an der Anhängekupplung vorbei strampelte, hatten sie schon den Fotoapparat gezückt. Wir werden jetzt irgendwelche Urlaubsfotoalben schmücken. Applaus gab’s für Johanna und mich natürlich auch. Wir dachten, wir hätten es jetzt geschafft. Weit gefehlt! Das war nur der Anfang. Es ging heiter bergauf und bergab weiter. Dazu kam ja noch die Baustelle. Zwischen die beiten Fahrspuren wurden Steine gelegt, damit es nicht ganz so unangenehm zu fahren ist. Dafür muss aber erst die Mitte ausgehoben werden. So waren nur noch zwei schmale Fahrstreifen übrig. Für einen „normalen“ Radfahrer nicht so schlimm, doch für mich mit Johanna im Schlepp schon etwas komplizierter zu fahren. Wenn’s bergab ging (und das nicht selten) schrie Johanna, dass es ihr zu schnell wurde. Jörg zog stoisch seinen Anhänger halb durch das Rapsfeld. Nach ca. 7 km stießen wir wieder auf die Straße. Unglaublich, wie sehr man auf einmal den Asphalt zu schätzen weiß. Obwohl es einen etwas kürzeren Weg nach Boltenhagen gegeben hätte, schleifte ich unsere neuen Bekannten noch zum Aussichtspunkt Groß-Klütz-Höved. Begeistert schossen wir Gruppen- und Familienfotos fürs Familienalbum und Weihnachten. Plötzlich stand Martin vor uns…

 

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© Martin Taplick, 30.09.2006. Letzte Änderung am 09.03.2008