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Dänemark 1998

Teil 1 von 3

Nach unserer sehr angenehmen Ostsee-Radtour im Jahr 1997 wollten wir etwas ähnliches wiederholen: Entlang der Meeresküste radeln, frei von schweißtreibenden Steigungen und jederzeit kurz ins Meer hüpfen oder ein Sandloch graben können. Dänemark liegt auch an der Ostsee, da wird es wohl ähnlich sein wie an der deutschen Ostseeküste. Und Gebirge gibt's dort auch nicht, also wird wohl alles flach sein.

Dachten wir.

Also fuhren wir denn nach Dänemark. Als grobes Ziel haben wir die Insel Fünen anvisiert. Zuerst mit der Bahn bis nach Kiel, dann mit dem Rad weiter. Wir nahmen ein kleines Iglu-Zelt nebst rudimentärer Campingausrüstung mit, um unabhängig von überfüllten Jugendherbergen zu sein. Außerdem ist das billiger.

FamilienfuhrparkWir, das sind Catrin, Martin und unsere damals dreijährige Tochter Carolin im Fahrradanhänger.


 

Sa, 8.8.98: Eschborn - Kiel mit der Bahn

Start in den Urlaub! 6.15 Uhr aufgestanden, Proviant packen, frühstücken und um 7.30 Uhr losgefahren zum Frankfurter Bahnhof. Zuerst haben wir noch versucht, im Interregio trotz fehlender Radreservierung unterzukommen - erfolglos. Alle in Frage kommenden Züge mit Fahrradmitnahme waren bereits Wochen zuvor ausgebucht. Notgedrungen mussten wir per Schönes-Wochenend-Ticket den Nahverkehr nutzen. Frankfurt - Kiel bedeutet fünf mal umsteigen, mit zwei Rädern, einem Kleinkind, Anhänger und Gepäck. Jedesmal nur wenige Minuten Aufenthalt zwischendurch, da sind verpasste Anschlüsse vorprogrammiert. Außerdem nutzt halb Deutschland diese zwar billige, aber stressige Art des Reisens, was zu zwar langsamen, aber völlig überfüllten Zügen führt. Urlaub mit der Bahn - Urlaub von Anfang an, haha.
Zunächst im vollen Regionalexpress nach Fulda. Dort Umsteigedrama in den Zug nach Bebra: Wir zwei Erwachsenen können nicht alles auf einmal transportieren, sondern müssen zweimal zwischen den Bahnsteigen hin- und herlaufen. Also habe ich zuerst die Fahrräder in den quitschvollen Einstieg gequetscht. Dann wieder herausgesprungen, um Kind und Hänger zu holen. Unterdessen die Zugführerin beschworen, bloß nicht abzufahren, unsere Räder seinen immerhin schon im Zug. Die Zugführerin ihrerseits droht mit sofortiger Abfahrt, das Signal sei grün und sie wären sowieso schon 3 Minuten zu spät. Als wir mit Carolin und dem Hänger keuchend eintreffen, steht der Zug gottseidank noch da. Es ist dermaßen voll im Einstieg des Wagens, dass wir Carolin nicht auf den Boden stellen können. Auf diese Weise solidarisieren sich jedoch spontan alle Bahnmitleidenden; niemand meckert, weil ihm ein Fahrradlenker die Magengrube durchbohrt oder ein Pedal den Knöchel anritzt.
In Bebra wieder alles raus, im Fahrrad-Pulk zum Zug nach Göttingen. Es sind eine Reihe von Bahn-Radfahrern auf der Tour Frankfurt - Hamburg unterwegs, mittlerweile kennen wir uns. Sehr viele Leute wollten für 35 DM nach Hamburg und weiter. In Göttingen ist der Bahnsteig schwarz vor Menschen. Wir fühlen uns an Bilder aus der Nachkriegszeit erinnert, so ähnlich muss es damals auch gewesen sein. Wieder mehr stehen als sitzen im überfüllten Zug. Nächstes Drama in Uelzen. Jedesmal die Panik mit dem Blick auf die Uhr: Vor 10 Minuten hätte der Anschlusszug schon weg sein müssen, wartet er oder nicht? Der Zug ab Uelzen führt zur Abwechslung einen echten Packwagen mit, das einzig wahre, um viele Räder zu transportieren. Der netter Zugführer hat die Ruhe weg und wartet, bis alle angekommen sind. Wahrscheinlich ist er das Umsteigedrama schon von anderen Wochenenden her gewohnt. In Hamburg wieder raus aus dem Zug, Verschnaufpause. Eine satte halbe Stunde Zeit zum Umsteigen! Der Zug nach Kiel ist nicht mehr überfüllt, wir können sogar sitzen. In Kiel kommen wir pünktlich um 17.34 Uhr an. Hurra! Mit dem letzten seit Frankfurt verbliebenen Mitreisenden fahren wir schließlich bis zur Jugendherberge in Kiel. Abends essen wir in einem sehr netten mexikanischem Restaurant. Für Carolin gibt es ein kindgerechtes, kleines Glas Orangenlimonade mit Strohhalm, durchaus nicht selbstverständlich in Restaurants. Toller Ferienauftakt! Carolin hat die Ochsentour super durchgehalten.

So, 9.8.98: Kiel - Eckernförde

U-Boot vor LaboeNach dem guten JH-Frühstück Aufbruch in einen bibberkalten Morgen. Aber nach den ersten km wird es uns warm. Endlich Radfahren! 16 km bis Laboe, wo es das Marine Ehrenmal und ein echtes U-Boot zu besichtigen gilt. Mit Carolin im Arm klettern wir auf den großen Turm des Ehrenmals und haben eine weite Sicht über die Kieler Förde. Schließlich fahren wir zurück, um mit dem Boot nach Strande überzusetzen. Die Wartezeit wird am Strand überbrückt, Carolin schmeißt glücklich mit Sand. Mit dem Rad dann nahezu ohne Pause bis Eckernförde. Kurz vor Erreichen des Ortes breche ich wegen des hügeligen Geländes fast zusammen, wo kommen eigentlich die ganzen Hügel her? Schleswig Holstein sollte doch eigentlich angenehm flach sein? War wohl ein Irrtum. In Eckernförde waren gerade "Piratentage", erkennbar durch ein paar Fress-, Sauf- und Kaufbuden und Lifemusik. Wir fahren aber zuerst auf den nächsten Campingplatz, schon wieder Hügel rauf und runter. Nach dem Zeltaufbau nochmals mit letzter Kraft aufs Rad, zurück nach Eckernförde zum Griechen und anschließend aufs Piratenfest. Dort genießen wir zu den letzten Tönen einer Cover-Band eine limo-ähnliche Caipirinha, fahren schließlich zurück und kriechen müde in den Schlafsack.


Mo, 10.8.98: Eckernförde - Kappeln - Hasselberg

Einfahrt nach KappelnZeltfrühstück mit Brötchen, Marmelade und Kräuter-Knoblauch-Frischkäse. Dann fährt Catrin nochmals zurück nach Eckernförde, um die vergessene Radkarte zu ersetzen.Schließlich Weiterfahrt den Ostseeküsten-Radweg entlang. Wir wollen von Kappeln aus eine Fähre nach Sonderburg nehmen, den Tipp haben wir von einem in Flensburg geborenen Freund. Bergauf und bergab pedalt es sich mittlerweile wieder recht gut. Wir machen eine Strandrast bei ziemlich frischem Wind kurz vor Damp. Kappeln erreichen wir über eine Drehbrücke, die die Schley überspannt. Die "Fähren" nach Sonderburg entpuppen sich als Butterschiffe, die vorwiegend nur morgens fahren. In einem Cafe mit Wasserbrünnchen, in dem Carolin sich fröhlich völlig nass pladdert, beraten wir über die weiter Route. Die JH war voll, also fahren wir noch 10 km weiter zum nächsten Campingplatz. Dann halt weiter die Ostseeküste entlang, ohne Schiff nach Sonderburg!


Di, 11.8.98: Hasselberg - Faaborg

Viel LandschaftIn der Nacht fällt ein leichter Nieselregen, Regen ist beim Campen immer etwas unangenehm. Zumindest, wenn man kein nasses Zelt einpacken will. Doch der Regen ist morgens vorbei. Auf den ersten Kilometern beschließen wir die weitere Route: Mit der großen Fähre ab Gelting bis Faaborg auf Fünen/Dänemark. Geltinger BirkDoch zuerst umrunden wir mit dem Rad das Naturschutzgebiet "Geltinger Birk". Ein schöner rumpeliger Sandweg mit Ostsee zur rechten und lauter Landschaft zur linken Seite.Zur Mittagszeit am Fähranleger erfuhren wir, dass die nächste Fähre um 16.45 abgeht. Also zuerst Fast-Food in Gelting, dann abgammeln am "Strand". Dort pflegte ich Sonnenbrand und leichte Kopfschmerzen. Carolin fühlt sich überall wohl, wo sie Dreck schippen kann.

Vor der FähreSchließlich ist es soweit, wir fahren mit vielen Autos, vor allen Dingen LKWs, in den großen Bauch der Fähre hinein.Carolin findet es etwas unheimlich. An der Überfahrt war Carolins gigantischer Wutanfall das Bemerkenswerteste. Kurz vor sieben in Faaborg angekommen und nach 8 km weiter auf unserem ersten dänischen Campingplatz gelandet. CampingDer ist klein, niedlich, bietet viel Platz und super sanitäre Einrichtungen, auch für Kinder. Zum Abendessen erstehen wir eine Konservendose Nudeln in Tomatensoße im Campingplatzshop zu einem Preis, zu dem wir zu Hause eine ganze Palette Konserven hätten kaufen können. Egal, es geht jedenfalls schneller, als jetzt noch ein Restaurant zu suchen.
In der Dämmerung laufen Catrin und ich bis zum Meer. Wir haben eigentlich so etwas wie Strand erwartet und waren dann etwas überrascht, als die Kuhwiese einfach am Wasser aufhörte.

Heute haben wir das erste Mal Bekanntschaft mit den hervorragend beschilderten dänischen Radwegen gemacht: Ganz Dänemark ist von einem Netz an einheitlich numerierten Radwegen überzogen. Zudem sind diese Wege überall einheitlich ausgeschildert, und zwar ganz offiziell an den Straßenwegweisern. Die Radschilder sind lediglich niedriger angebracht. Kein Vergleich mit den kleinen Blechschildchen deutscher Radwege, die man leider oft genug nach Art einer Schnitzeljagd suchen muss und für die kaum jemand verantwortlich ist.


Mi, 12.8.98: Faaborg - Lundeborg

Zunächst zurück nach Faaborg, immerhin unsere erste dänische Stadt. Stadtbesichtigung nach Faltblatt. Nette Gässchen, bunte, geduckte Fachwerkhäuser. Mittags brechen wir auf Richtung Osten, grob planen wir eine Umrundung von Fünen gegen den Uhrzeigersinn. Ziemlich rasch machen wir Bekanntschaft mit zwei Gegebenheiten: Viel Gegenwind und ständiges hügelauf- und abwärts geht in die Beine! Das mit dem Wind wussten wir natürlich schon vorher, aber muß er denn immer von vorne blasen? Wo doch eigentlich Westwind die vorherrschende Richtung sein sollte? Aber diese Hügel: Wer hatte eigentlich behauptet, Dänemark sei flach? Bisher ist Dänemark ziemlich buckelig!
Catrin hat zwischendurch einen schönen Rastplatz pfadgefunden, ein winziger "Strand" mit Steg ins Wasser. Nach der Rast fahren wir weiter nach Lundeborg, wo wir gegen 18.00 endlich auf einem weiteren wunderbaren Campingplatz mit Spielplatz ankommen. Das winzige Fischerdörfchen ist offensichtlich touristisch bedeutsam und verfügt über mehrere Restaurants: Eins ohne Platz für uns, eine völlig verqualmte Pizzeria und eines im "Wohnzimmer" eines Hauses, in dem ansonsten Antiquitäten verkauft werden. Dort trauen wir uns hinein und gönnen wir uns mutig Forelle, Lachs und Wein. Sehr edel, sehr lecker. Abends wieder Regen und Windböen; wir vertrauen aber auf unser Zelt und hoffen darauf, dass der Regen am nächsten Morgen vorüber ist.


Do, 13.8.98: Lundeborg - Nyborg

Wäre es Strandwetter gewesen - ja, dann hätten wir unser Zelt noch nicht abgebrochen, sondern den wirklich schönen Sandstrand am Campingplatz genutzt. Aber bei kühlem Wind und jagenden Wolken schwingen wir uns doch lieber aufs Rad Richtung Nyborg. Die JH dort hat Platz für uns. In Anbetracht des Wetters und unserer schmerzenden Rücken wollten wir uns mal wieder ein echtes Bett gönnen. Nur 32 km später, am frühen Nachmittag sind wir schon da. Das Preisniveau ist immer noch ungewohnt hoch, für den Gegenwert unserer JH-Übernachtung hätten wir in Deutschland auch ein Hotelzimmer bekommen. Dann bummeln durch Nyborg. Leider finden wir keine "echte" Eisdiele in Nyborg ... aber ein Cafe. Danach fahren wir zum Strand, natürlich ist es wieder zu kalt zum Schwimmen. Brücke über den BeltDafür haben wir Aussicht auf die jüngst fertiggestellte Beltbrücke, ein gewaltiges Bauwerk. Leider kann man per Rad nicht auf die Brücke, "wegen des Windes" lt. Touristeninformation. Schade, eine Fahrt über die Brücke mit dem Rad hätte ich gerne gewagt. Aber bis zum Brückenkopf und einmal darunterher konnten wir fahren. Danach zur JH. Und dabei hat's dann doch nicht geregnet ... Klamotten auswaschen und auf die Leine gehängt, die wir quer durchs Zimmer gespannt haben. Abends essen wir in eine sehr kinderfreundlichen Pizzeria: Platzdeckchen als Ausmalbild, Stifte gibt's dazu. Anschließend kriecht Carolin mit anderen Kindern zwischen den Tischen herum und tut das ihre für die Völkerverständigung. Die Bedienungen nehmen es gelassen und steigen vorsichtig über die Kinder hinweg.

 

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© Martin Taplick, 17.01.2002. Letzte Änderung am 08.03.2008