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Vorgeschichte
Meine Mutter hat uns auch diesen Sommer wieder angeboten, eine Woche lang
unsere Kinder zu hüten. Die Kinder freuen sich auf Urlaub bei Oma ohne
Eltern. Und wir Eltern freuen uns auf Urlaub ohne Kinder! Also haben wir überlegt:
Wo wollten wir immer schon hin, aber nur ohne Kinder? Unsere erste Idee war
Kreta per Rucksack. Bereits 1994 haben wir ca. zwei Drittel der Insel umrundet,
wir könnten die Runde jetzt vervollständigen. Doch dann kam mir eine
andere Idee: Auf meinem ersten Interrail-Trip 1987 habe ich die Meteora-Klöster
gestreift und als eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten Europas
im Gedächtnis behalten. Mitten auf dem griechischen Festland haben sich
vor über 60 Mio. Jahren an den Ausläufern des Pindos-Gebirges in die
thessalische Ebene große, erosionsgewaschene Sandsteinfelsen gebildet.
Wegen der unzugänglichen Lage haben sich dort später Mönche angesiedelt
und Klöster gegründet. Heute sind die meisten Klöster durch Zufahrtstraßen
und Treppenaufgänge touristisch voll erschlossen.
Diese faszinierende Landschaft wollte ich Catrin gerne zeigen. Sie war von der
Idee sehr angetan. Ein paar Tage Meteora-Klöster, den Rest der Woche entspannen
am Meer. Vielleicht zur Pílion-Halbinsel, dort soll es schön sein.
Für die Woche wollten wir einen Mietwagen nehmen, um flexibel zu sein.
Beim Besuch im Reisebüro wurde ich allerdings recht schnell ernüchtert: Flüge nach Athen oder Thessaloníki waren sauteuer, zu unmöglichen Zeiten oder sowieso schon voll. Also machte ich mich mit den einschlägigen Last-Minute-Portalen im Web vertraut. Mit immer näher rückendem Urlaubstermin stieg die Nervosität: Sollen wir jetzt rasch das nur halbwegs günstige Pauschal-Arrangement irgendwo in Mittelgriechenland buchen, solange es noch angeboten wird? Akzeptieren wir auch Flüge zu unmöglichen Zeiten ab Stuttgart, Nürnberg oder Düsseldorf? Oder sollen wir noch ein, zwei Tage auf ein günstigeres Angebot warten? 6 Tage vorher haben wir unseren Standortvorteil ausgespielt: Wir wohnen nur 20 Autominuten vom Frankfurter Flughafen entfernt. Dort haben wir die Last-Minute-Galerie abgeklappert, wo mindestens 20 Anbieter auf engem Raum hocken und echte Schnäppchen anbieten. Gefunden haben wir dort einen Nur-Flug nach Korfu für 169 € pro Person inkl. aller Gebühren. Hinflug am Samstag in aller Herrgottsfrühe, Rückflug am Samstag drauf sehr spät. Ideale Zeiten, so haben wir fast 8 ganze Urlaubstage. Den Leihwagen mit Klimaanlage haben wir auch gleich mitbestellt. Die grüne Insel Korfu ist sogar noch näher an den Meteora-Klöstern als Athen und bietet die besten Voraussetzungen für ein paar Badetage. Gut so!
Am Freitag fahren wir beide Kinder zu Oma Gerta nach Emmerich. Nachmittags fahren wir schon wieder zurück nach Eschborn, um unser Reisegepäck zu vervollständigen. Dank Leihwagen brauchen wir mit dem Gepäck nicht geizig sein, deswegen nehmen wir auch Catrins Nackenstützkissen und Maske, Schnorchel und Flossen vom Schwager mit. Wir bringen alles zum Vorabend-Check-In. Keine Schlangen an den Schaltern, die hinterlegten Tickets sind schnell geholt und unsere Rucksäcke aufgegeben. Danach gehen wir Pizza essen und besuchen noch Freunde auf eine Flasche Rotwein. Zurück zu Hause legen wir auch noch das Handgepäck zurecht, weil der Wecker schon in 3 ½ Stunden wieder klingeln wird!
Samstag, 06.07.02: Hinflug, Fahrt Korfu - Kastráki (Meteora)
Aufstehen um 3.30 Uhr (gähn!) und schnelle Katzenwäsche. Eine
Viertelstunde später ist das am Vortag bestellte Taxi schon da. Ohne Kinder
können wir richtig flott sein! Nach einer weiteren Viertelstunde sind wir
schon am Flughafen. Der Security-Check zieht sich nun doch etwas hin. Halbwegs
pünktlich um kurz nach fünf rollt die Boeing 757 los. Bis zu den Alpen
sehen wir nur Wolken, aber über Norditalien reißt die Wolkendecke
auf und bietet freie Sicht auf Venedig, später dann auf die gesamte Ostküste
bis zum Stiefelabsatz. Wir sitzen rechts, Glück gehabt. Dafür sehen
wir allerdings nichts vom Anflug auf Korfu. Wir landen um 7.30 Uhr plus eine
Stunde Zeitverschiebung. Der Flughafen ist niedlich klein mit angenehm kurzen
Wegen. Bis wir unser Gepäck vom Band fischen können, den Mietwagen
gefunden und alles verstaut haben, vergeht weitere Zeit. Der Mietwagen ist zu
unserer Freude ein Fiat Punto, nicht der erwartete Nissan Micra. Wir
haben beschlossen, bereits heute am Ankunftstag direkt weiter bis zu den Meteora-Klöstern
zu fahren. Also zunächst zum Hafen, wo wir nach etwas Suchen die Fähren
nach Igoumenitsa finden. Nach kurzer Wartezeit legen wir um 10.30 Uhr ab. Die
Fähre ist eine "open ferry" mit einem einzigen, weitgehend offenen
Fahrzeugdeck. Die Überfahrt verläuft ereignislos, wir sind müde.
Knapp zwei Stunden später legen wir in Igoumenitsa an und rangieren aus
der Fähre heraus. Zunächst wollen wir Wasser und etwas Obst kaufen.
Alles in Euro, sehr bequem. Die Innenstadt ist selten gammelig und griechisch-hässlich,
an diesem Eindruck kann auch die Fußgängerzone wenig ändern.
Dann geht es mit unserem Auto ab in die Berge Richtung Ioanina. Heftig schraubt
sich die Straße durchs Gebirge, an mehr als bestenfalls 60 km/h ist kaum
zu denken. Kilometerlang kriechen wir in der Schlange hinter irgendeinem Laster
her, und wehe! ich lasse einen minimalen Sicherheitsabstand zu meinem Vorderauto
- dies wird von meinen Nachfolgern sofort als Schwäche interpretiert und
bei der nächsten unmöglichen Gelegenheit zum Überholen genutzt.
Unser
erstes Ziel ist die Tropfsteinhöhle in Perama in der Nähe von Ioanina,
wo wir gegen 14.45 Uhr eintreffen. Während wir auf die obligatorische Führung
warten, trinken wir unseren ersten Kaffee Frappé zu einem Preis, der
einem Frankfurter Innenstadtcafé angemessen gewesen wäre. Wider
Erwarten herrscht kaum Touristenrummel - wir hätten an einem Samstagnachmittag
im Juli deutlich mehr Betrieb erwartet. Die vielen unterbeschäftigten Souvenirverkäufer
scheinen ebenfalls für einen größeren Ansturm gerüstet
zu sein.
Die Führung wurde auf griechisch abgespult, aber wir bekamen ein deutsches
Infoblättchen mit den wichtigsten Eckdaten in die Hand gedrückt. Die
Höhle gehört eindeutig zu den empfehlenswerten Exemplaren in Europa.
Ein 1400m langer Weg führt teilweise recht eng zwischen den kalküberzogenen
Felsen hindurch. Nur wenige Geländer stören den Eindruck, den die
großartigen Tropfsteinformationen auf uns machen. Die Beleuchtung ist
gut gelungen und setzt markante Stalagmiten und -titen gekonnt in Szene. Fotografieren
ist erlaubt und ich amüsiere mich über die Hobbyknipser, die mit ihrem
eingebauten Mini-Blitz die 20m entfernte Höhlenwand ausleuchten wollen.
Nicht, dass ich es besser könnte :-) Mein Fotoapparat möchte gerne
5 sek. lang belichten, na denn Prost. Die Rotverschiebung kann ich ja später
am Rechner wieder herausretuschieren ... Der Rundgang dauert 45 min., dann geht
es zurück an einigen Andenkenläden vorbei. Da außer uns kaum
andere Touristen anwesend sind, dösen die Verkäufer meist vor sich
hin. Gut der Werbespruch "Du deutsch? Hier Souvenirs, ganz wenige nur!"
Gegen
16.30 Uhr brechen wir wieder auf. Jetzt wird die Bergstraße erst richtig
kurvig, Teilstücke sind nur im 2. Gang zu befahren. Der Straßenrand
ist mit 2m hohe Schneestangen markiert, die jetzt im griechischen Sommer etwas
deplatziert wirken. Wir sehen sogar Skilifte! Auf der Passhöhe des immerhin
1700m hohen Katara-Passes steigen wir kurz aus, die Luft ist frisch und die
Außentemperatur angenehm. Wolken hängen über uns. Es fallen
sogar ein paar Tropfen Regen. Die Landschaft ist griechisch untypisch grün
und waldig. Jetzt geht's abwärts! Vor einer Kurve fahren wir auf einen
grundlos bremsenden, extrem langsam fahrenden Wagen fast auf. Als wir das Nummernschild
sehen, wundert uns nichts mehr: Offenbach!
50
km weit kurbeln wir uns der thessalischen Ebene entgegen. Schon von weitem sehen
wir die erodierten Felsformationen, die die Meteora-Klöster beherbergen.
Den im Reiseführer hochgelobten Campingplatz Vrachos Gastritis (oder so
ähnlich) finden wir fast auf Anhieb. Ein sehr schöner Platz, Schatten
unter Bäumen, Pool, gute sanitäre Anlagen. Der Reiseführer hat
nicht übertrieben. Dazu gibt es eine grandiose Sicht vom Pool auf die Felsen.
Catrin ist beeindruckt und sagt, es war eine gute Idee, hier herzufahren. "
... wie große Externsteine!" Wir drehen schnell eine Runde im Pool,
duschen, dann ist es schon 20.45 Uhr. Souvlaki am Campingplatzrestaurant, dann
legen wir uns müde auf die Isomatte. Knatternde Motorräder der Dorfjugend
begleiten uns in den Schlaf. Mitten in der Nacht wecken uns die Mücken,
mit Autan retten wir uns über den Rest der Nacht.
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© Martin Taplick 25.09.2002, Letzte Änderung 09.03.2008