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Teil 3 von 4

Dienstag 1.8.2006: 27 km (Boltenhagen – Wismar)

Gut ausgebauter Radweg vor WismarDie Nacht war überraschend ruhig, was wir angesichts der Hundertschaft Feuerwehrjugend Winterberg (oder was auch immer) nebenan nicht zu hoffen gewagt hätten. Trocken war’s auch. Am Morgen kommen wir schneller aus dem Zelt als die Blumenthals und sind zu unserer gewohnten Zeit um ca. 10 Uhr fahrbereit. Hier trennen sich unsere Wege. Wir wollen nach Wismar ins Spaßbad Wonnemar, sie wollen weiter auf den Campingplatz bei Rerik hinter Wismar; eine Etappe von ca. 60 km.
Wir folgen der hier recht guten Beschilderung, es geht immer noch bergauf und bergab (meistens bergauf). Am Wohlenberger Wiek führt der Weg an einer befahrene Landstraße ohne Seitenstreifen entlang, links direkt der Strand und rechts Parkplätze. Etwas unangenehm zu fahren. Das Wetter ist abermals ideal, vorwiegend sonnig und kühlender Wind. Kleine Pause vor „Barbaras Einkaufsquelle“, das Lädchen vereint Getränkeladen, Metzgerei, Bäckerei, Lebensmittel- und Gemischtwarenhandlung. Kurz nach 13 Uhr erreichen wir Wismar. Wir biegen gleich zur Jugendherberge ab, um nach Quartier zu fragen. Einen Campingplatz gibt es in Wismar nicht. die Jugendherberge liegt, uns bekannt, gleich in der Nähe. Wunderbarerweise haben sie ein Vierbettzimmer mit Dusche und WC für uns. Nachdem wir unser Inventar durch das Fenster hereingehoben und sortiert haben, machen wir uns auf zum nahegelegenen Wonnemar. Carolin hat entgegen unserer ursprünglichen Planung entschieden, gleich zum Spaßbad zu gehen und am nächsten Tag weiter zu fahren. Eigentlich wollten wir zwei Nächte bleiben und einen kompletten Tag im Wonnemar verbringen. So ist es uns aber noch lieber. Carolin in der ReifenrutscheWir sind gegen 15 Uhr im Bad. Ich kann mich kaum noch an die Ausstattung erinnern, aber alleine die Rutschen sind die Reise wert. Es gibt eine breite, kurze Rutsche, die zu Kunststücken animiert, ein Wellenbad, einen Kleinkindbereich, Außenbecken mit Strudelanlage und den Rutschenturm. Dort gehen eine steile, gerade Rutsche ab, eine Kinder-Röhrenrutsche, eine Turbo-Röhrenrutsche, eine Dunkelrutsche, eine Reifen-Wildwasserrutsche und noch eine Reifenrutsche. Ich rutsche mit Carolin so lange, bis sie sich ernsthaft den Kopf anschlägt und pausieren muss. Jetzt brennt Johanna darauf, mit mir zu rutschen. Vorsichtig probieren wir die Dunkelrutsche aus, erst langsam, dann immer schneller. Schließlich rutscht sie alleine – ist natürlich erst ab 10 Jahren erlaubt. Anschließend traut sie sich sogar die schnelle gerade Rutsche herunter und wir rutschen die Reifenrutschen mit und ohne Reifen. Zwischendurch schwimmt sie ziemlich frei – ca. die halbe Bahn schafft sie schon. Gegen 18.30 Uhr nutzen wir die Gastronomie im Bad, anschließend brauche ich unbedingt eine Pause, derweil die Kinder weiter toben. Schließlich rutschen wir alle zusammen – sogar Catrin – nochmals alle Rutschen in dem mittlerweile recht leeren Bad durch, bevor wir uns gegen 20.45 Uhr auf den Rückweg machen. Zwischendurch sind ein paar Schauer heruntergekommen – gut, dass wir trocken übernachten. Die Kinder fallen sofort ins Bett, Catrin und ich setzen uns noch in den Speisesaal.


Mittwoch 2.8.2006: 43 km (Wismar – Rerik)

Wismarer Backsteingotik: ErzdiakonatDie Nacht in echten Betten ist sehr erholsam, das Jugendherbergs-Frühstück ist vielfältig. Draußen ist es eher wolkig und kühl. Wir drehen eine Runde durch Wismar. Im ersten Radladen gibt es keine Radlerhose für Carolin (die alte ist zu eng geworden), lt. Auskunft vom Händler auch sonst nicht in Wismar. Aber wir können gleich den Flaschenhalter ersetzen, der zuvor auf der Kreuzung abgebrochen ist. Wir schauen kurz ins Zeughaus hinein, in dem die Stadtbücherei untergebracht ist und werfen einen Blick auf die Leseecke, in der wir im Regen-Urlaub 2002 Zeit verbracht haben (und besichtigen die Toiletten, natürlich).
Windmühle in StoveAm Hafen vorbei fahren wir aus Wismar heraus. Der Weg ist gut ausgeschildert. Am Gewerbehafen sind hektarweise Baumstämme aufgestapelt und es duftet nach Holz. Anschließend führt der Weg malerisch durch das Salzhaff mit Aussicht auf ein altes Bootswrack. Wir werden von einem kräftigen Rückenwind geschoben. Der Weg führt im Landesinneren leicht hügelig auf und ab. Pause machen wir an der Windmühle in Stove vor Boiensdorf. Die Mühle ist von Ende des 19. Jh. und noch in Betrieb. Die Hauptwelle treibt über einen Zahnkranz eine ganze Reihe von weiteren Mahl- und Siebgeräten an, die über Treibriemen durch alle drei Ebenen mit der Nebenwelle verbunden sind. Catrin und ich bewundern die Technik, die Kinder dösen auf der Wiese schwimmbadmüde vor sich hin. Als wir weiterfahren, ist Carolin recht langsam. Catrin „schiebt“ sie ab und zu an – eigentlich muss sie nur ihre Hand auf Carolins Rücken legen, dann fährt Carolin schon gleich zügiger.
Wir erreichen Rerik. Die kleine Ortskirche liegt von weitem sichtbar auf einem Hügel. Innen ist sie hübsch ausgemalt. Mittlerweile haben sich dunkle Wolken aufgetürmt, wir fahren weiter bis zum Campingplatz ca. 4 km hinter Rerik. Der Platz ist im Reiseführer wegen seiner schönen Dünenlage erwähnt. Trotz 5 Sternen und Kinderanimation gibt es einen großen Zeltbereich. Catrin fragt an der Rezeption – tatsächlich sind Blumenthals auch hier!
Hafen von RerikNeben unserem Zelt steht ein nettes älteres Paar mit einem niedlichen kleinen Wohnwagen. Sie erzählen uns, dass sie mir dem Caravan schon in Sizilien, Portugal und Istanbul gewesen sind. Wir baden kurz in der wetterbedingt recht starken Brandung. Anschließend hofften wir die Kinder schlafend vorzufinden, um dann alleine abends nach Rerik zu fahren – wider Erwarten hat die Pause ihnen gutgetan. Sie wollen beide mit. Wir essen an einem großen neugestalteten Platz am Hafen. Es wirkt alles recht leer, als sei die Infrastruktur für viel mehr Touristen ausgerichtet. Anschließend mit müden Kindern zurück, noch ein „Großsteingrab“ angesehen. Der drohende Regen ist den ganzen Abend und die Nacht glücklicherweise ausgeblieben.


Donnerstag 3.8.2006: 47 km (Rerik – Warnemünde)

Morgens ist es überraschend kühl, zum Frühstück suchen wir diesmal einen Sonnenplatz, wo wir uns sonst in den Schatten verkrümelt haben. Wir starten kurz vor Blumenthals, halten aber gleich wieder, um quer über ein abgemähtes Rapsfeld zu zwei Großsteingräbern zu laufen. Carolin bleibt bei den Rädern, sie findet Steinhaufen langweilig. Man sieht den Felsbrocken nicht an, dass sie 3000 v.Chr. aufgetürmt worden sind. Auf dem Rückweg über das Feld sehen wir Blumenthals winkend vorbei fahren. Beim Weiterfahren müssen wir über einige heftig steile Hügel, das waren vorerst dann auch die letzten Steigungen auf der Tour. Reetdach im BauRasch erreichen wir Kühlungsborn West und machen Halt im Eiscafe Royal mit überraschend gutem Eis. Kühlungsborn macht einen netten Eindruck, fast alles scheint nach der Wende entstanden zu sein. Wir fahren auf unbefestigten Wegen direkt die Küste entlang bis Heiligendamm. Die Kinder meutern, als wir uns „schon wieder eine langweilige Seebrücke“ ansehen wollen und bleiben bei den Rädern hocken. Etwas zurückgesetzt vom Ufer stehen einige unbewohnbare, restaurierungsbedürftige Prachtbauten aus dem 19. – 20. Jh., daneben erheben sich schlossartig neue Hotelanlagen im gleichen Stil, wo auf stilvollen Terassen Kellner mit Fliege zwischen noblen Gästen eilfertig umherlaufen. Als wir zu den Rädern zurückkehren, sind Blumenthals auch dort eingetroffen. Zusammen fahren wir weiter Richtung Warnemünde. Der Weg führt wunderschön durch Buschwerk und Wald. Einige km vor Warnemünde legen wir eine Strandpause ein, es sind kaum Leute da, das Wasser ist warm. Es ist schon nach 17 Uhr, als wir weiterfahren. Wir beschließen, abends zu grillen. Also suchen wir zunächst einen Supermarkt, der leider keine Einweggrills hat. Die bekommen wir an der Tankstelle etwas weiter, sodass wir dann doch noch Grillzutaten einkaufen können. Weiter geht’s direkt zur Fähre über die Mündung der Warnow, von Warnemünde selbst und vom Hafen bekommen wir leider nichts mit. Der Campingplatz in Markgrafenheide ist sehr groß und im Wald gelegen. Nur das Kleinzelt mit Einkaufswagen, leeren Flaschen zuhauf und Müll überall auf der Parzelle gegenüber irritiert uns etwas, die jugendlichen Kampftrinker entpuppen sich aber als weitgehend harmlos.
Diesmal funktionieren die Einweggrills halbwegs gut – Lammmedaillons und Minutensteaks, lecker! Dazu Cote du Rhone, passt. In der Nacht stören nur die Kiefernzapfen unter dem Zeltboden etwas.

Freitag 4.8.2006: 50 km (Warnemünde – Prerow)

Ruhige Nacht ohne Regen. Wir sind morgens etwa schneller als Blumenthals, fahren schon vor und verabreden uns an der Seebrücke von Graal-Müritz. Es ist flach ohne Hügel, das Wetter ist heiter bis wolkig, es fährt sich wunderbar. Der Weg geht durch die bewaldete Rostocker Heide und ist gut beschildert. Die Wegbeschaffenheit erinnert an einen „Barfußpfad für Radler“. Es gibt von allem etwas: Waldboden, Sand, Betonplatten, Holzschredder, Asphalt. Graal-Müritz scheint ohne großen Rummel zu sein, die unauffällige Bäckerei im Ort hat auffallend niedrige Brötchenpreise. Der Fahrradladen führt auch hier keine Radlerhose. Bald treffen auch Blumenthals ein. Nach ausgiebiger Pause weiter direkt die Küste entlang, vom Meer sehen wir allerdings nichts, da der Weg rechts und links von Gebüsch gesäumt ist. In Dierhagen führt der Weg auf dem Deich nach Fischland hinein. Links Ostsee, rchts Bodden (auch Ostsee). Nach Wustrow wird der Weg etwas sandiger und führt am „Hohen Ufer“ entlang. Einige Schritte seitwärts führen uns direkt in die Dünen an der lehmigen Steilküste (bis zu 20 m hoch).
Die Ankunft am Campingplatz wird gebührend gefeiertPause in Ahrenshoop an der Schifferkirche aus den 50er Jahren – Verwandte von Blumenthals haben hier vor einigen Jahren geheiratet. Anschließend verlassen wir die ausgeschilderte Route und fahren möglichst direkt durch den Darßer Wald zum Regenbogen-Camp am Strand von Prerow. Zuerst ein schnurgerader Plattenweg ohne Autoverkehr – rechts und links gemähte Wiese, soweit das Auge reicht. Voraus Wald. Heute den ganzen Tag mal ungewohnten Gegenwind, der aber auf der Liege (und bei unserer geringen Geschwindigkeit) nicht besonders stört. Im Wald fahren wir auf einer Schneise mit manchen Sandlöchern auf dem Weg schnurgerade auf Prerows Strand zu. Punktlandung – der Weg endet unmittelbar an der Rezeption des Campingplatzes. Etwas später haben wir einen schönen Stellplatz am Dünenrand gegenüber einem Sanitärgebäude strategisch gut gelegen.
Es ist kurz vor 19 Uhr und um 19 Uhr schließt der Laden – also sausen Jörg und ich voraus, um die Getränkeversorgung sicherzustellen. Jörg sortiert eine lustige Biermischung in den Einkaufswagen, sozusagen alles, was noch in der Kühltheke zu finden ist, und ergänzt das Abendessen noch um zwei Tüten Flips. Da der Rest der Familie auch mittlerweile eingetroffen ist und nebenan die Kinderdisco startet, halten wir uns nicht lange auf und leeren einen Gutteil direkt aus dem Einkaufswagen vor dem Geschäft.
Abends Döner am Campingplatz, gut.

Bild rechts:
Zwei gebrauchte Einweggrills gehören bei manchen Radreisenden zum unverzichtbaren Gepäck. Auf der Küchenkiste verzurrt, nehmen sie fast keinen Platz weg.

Annettes Fahrrad mit Einweggrill

 

Samstag 5.8.2006: Ca. 8 km Wanderung (Darß)

Campingplatz Prerow in den DünenDie Nacht ist windig, morgens ist es bewölkt. Der Wetterbericht kündet von Gewittern und Schauern in ganz MeVoPo, von denen wir glücklicherweise noch nichts abbekommen haben. Nach einem sehr lang gezogenen Aufstehen und Frühstücken stürzen wir uns in die windgepeitschte hohe Brandung – die Wellen erreichen 1-2 m Höhe und die größeren Exemplare reißen einem die Beine weg. Es braucht allerdings etwas Mut, sich in dem kühlen Wind bis auf die Badehose auszuziehen und ins Wasser zu stürzen. Das Wasser an sich ist recht warm (22-23 Grad).
Frosch mit viel BiotopAm Nachmittag brechen wir zu einem Spaziergang auf, ca. 4 km bis zum Leuchtturm auf dem Darßer Ort. Zuerst bis zum „Nothafen“ am Strand entlang durchs Wasser watend, dann über einen Plankenpfad durchs Naturschutzgebiet bis zum Leuchtturm. Unterwegs sehen wir ein jugendliches Wildschwein, grüne Frösche und einige Schlangen an einem sumpfigen Bachlauf.
Am Leuchtturm gehen wir ins Natureum, eine Außenstelle des Meeresmuseums in Stralsund. Eine schöne Ausstellung über die Vorpommernsche Boddenlandschaft mit präparierten Tieren, Aquarium, Postern, Schautafeln. Wir lernen den Unterschied zwischen Weiß-, Grau- und Braundüne kennen und erkennen Erlenbruch und Kiefernwald. Der Rückweg per Pferdekutsche wird mehrheitlich abgelehnt, wir laufen wieder. Der Campingplatz zieht sich sehr lange an den Dünen hin, wir haben Mühe, den richtigen Einstieg zu unseren Zelten zu finden.
Abends Besuch beim Italiener auf dem Platz. Kleine Portionen, langweilige Nudeln, die Pizza schmeckt wie Pfannekuchen – nun ja, wir werden nicht wieder hingehen.

 

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© Martin Taplick, 30.09.2006. Letzte Änderung am 09.03.2008