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Ostseeradweg 2006

Teil 4 von 4

Sonntag 6.8.2006: Gammeltag (Prerow)

Nachts immer noch starker Wind wie schon den ganzen letzten Tag. Wir fürchten um die Materialstärke unseres Billigzeltes.
Wir haben den Aufenthalt um einen weiteren Tag verlängert, müssen dazu allerdings den Stellplatz wechseln. Während Catrin und Blumenthals die fertig aufgebauten Zelten auf den neuen Platz tragen, fahre ich mit dem Rad nach Barth (ca. 23 km), um mir am dortigen Bahnhof eine Verbindung nach Hause geben zu lassen. Die Radtour ohne Familienanhang macht Spaß, allerdings ist der Bahnhof am Sonntag totenstill. Barth wirkt weniger touristisch, die Häuser sind etwas gammeliger und es ist wenig los. Zwischen Zingst und dem Festland führt eine Pontonbrücke in die eine und eine „richtige“ Brücke in die andere Richtung; die Straße ist für Radfahrer verboten beschildert, es bleibt nur der sehr schmale Fußgängerweg mit Zusatzschild „Radfahren erlaubt“.
Unsere Zelte auf dem Campingplatz PrerowWir entschließen uns noch eine Nacht länger zu bleiben und verlängern noch einmal.
Am Nachmittag lässt der Wind nach und die Sonne kommt langsam heraus. Catrin und ich spingen mit Blumenthals ins Meer mit der mächtigen Brandung, die so gar nicht zur Ostsee passt. Carolin liegt im / am Zelt und liest, Johanna wühlt irgendwo zufrieden im Sand. Ich baue meine obligatorische Sandpyramide, diesmal eher im Maja-Stil.
Abends beschließen wir kurzfristig zu grillen und decken uns im Camping-Edeka mit Grillgut ein. Anschließend hätte uns der Campingladen gegenüber um kurz nach 19 Uhr fast keine Grillkohle mehr verkauft. Als Jörg dann am Zelt die zwei recycleten Einweggrills hervorkramt, erweckt er das Mitleid unserer Wohnwagen-Nachbarn, die uns gleich ihren Dreibeingrill mit schön durchgeglühten Briketts überlassen; sie sind schon fertig. Es wird ein wunderbarer Grillabend und eine ruhige Nacht.


Montag 7.8.2006: 40 km (Martin 75 km) (Zingst)

Johanna mit FernglasMinigolfDer Wind bläst nur noch schwach, es ist sonnig. Heute ist Fahrradausflug angesagt. Über den Damm mit starkem Fahrradverkehr fahren wir nach Zingst, wo Catrin und Jörg endlich Minigolf spielen wollen. Es fährt sich aber so gut, dass wir irgendwie über das Ziel hinausschießen. Spontane Umplanung: Der Rest fährt weiter bis zum „Biergarten mit Spielplatz“ (Schlösschen Sundische Wiese), an den wir uns noch von unserer ´97er Tour her erinnern. Ich mache noch einmal einen Abstecher nach Barth, an dessen Bahnhof ich am Montag einen besetzten Infoschalter erhoffe. Tatsächlich ist der Bahnhof am Montag genauso tot wie am gestrigen Sonntag, sodass ich gleich wieder zurückfahre. Auf dem Damm hinter Zingst kommt mir dann das Hauptfeld der beiden Familien entgegen. Wir suchen und finden gemeinsam den Minigolfplatz in Zingst. Irgendwie sagt dieser aber unserern Minigolfexperten Jörg und Catrin nicht so zu. Deswegen fahren wir gleich weiter bis Prerow. Den dortigen Platz gibt es nicht mehr. Also landen wir wieder auf dem Campingplatz und auf dem dortigen Minigolfplatz. Jörg entpuppt sich als Profi und nervt Hanna unendlich mit Vorschlägen zum richtigen Stand und Schlägerhaltung. Die Bahn ist anfängerfreundlich, bei einigen Nummern rollt der Ball ins Loch, wenn er nur in die Nähe kommt. Das Spiel dauert mit 8 Spielern recht lang. Das Abendessen besteht anschließend wahlweise aus Pommes, Currywurst oder Döner.
Carolin und Johanna verkriechen sich anschließend im Zelt, der Rest geht zum Dämmerungsschwimmen an den Strand. Der Vollmond beleuchtet uns und wir betrachten vom Wasser aus die Lichter am Ufer.


Dienstag 8.8.2006: 78 km (Prerow – Altefähr: Carolins Königsetappe!)

Schild: Barfuß laufen verbotenIn Anbetracht der anstehenden langen Etappe bemühen wir uns, etwas früher loszukommen. Wir schaffen es tatsächlich schon vor 10 Uhr. Bei Sonne und angenehmen Temperaturen brechen wir auf, Rückenwind gibt’s auch. Wir starten vor Blumenthals, da die etwas länger brauchen. Bis vor Zingst führt der Weg auf dem Deich entlang, dann Richtung Barth auf separatem, meist asphaltiertem Weg. Carolin fährt super. Hinter Barth machen wir nach 25 km eine erste Pause in Höhe der Jugendherberge, idyllisch auf einer Wiese neben einem gluckernden kleinen Hafenbecken.
Danach wird der Weg traumhaft schön. Fast durchgehend asphaltiert und hervorragend beschildert geht es durch die Boddenlandschaft. Keine Straße, kein Autoverkehr. Endlose Wiesen, abgemähte Felder oder Schilf erstrecken sich rechts und links des Weges soweit das Auge reicht. Winzige kleine Häfen zwischendurch, in denen kleine Boote dümpeln. In unregelmäßigen Abständen sind Raststationen eingerichtet – Holztische und –bänke, überdacht. Weit und breit keine Imbissbude, kein Eisverkäufer und kein Strandkorbverleih. Gelegentlich stehen Tafeln am Weg mit Karten oder Infotafeln über Tiere und Landschaft. Auf einem Werbeschild steht „Getränkemarkt 1000m“, also fast um die Ecke. Eigentlich wollten wir zwischendurch die beschilderte Route verlassen, um ein paar km bis Stralsund abzukürzen. Aber die Route verläuft derart idyllisch, dass wir beschließen, der Beschilderung bis Stralsund zu folgen. Auch Carolin ist begeistert von der Idylle und fährt gern die längere Route mit. Einzig die Kilometerangaben auf den Radwegschildern sind etwas unscharf – nach dem Schild „Stralsund 11 km“ folgt irgendwann „Stralsund 14 km“. Wir fahren durch wenige verschlafene Ortschaften, innerorts oft noch mit Plattenwegen oder Kopfsteinpflaster. Wer hier wohnt, hat 20 km bis zum nächsten Aldi und ziemlich viel Ruhe. Dennoch (oder deswegen?) werden auch hier neue Häuser gebaut.
Wir machen einen Abstecher zu einem Vogelbeobachtungsturm am Schilfrand kurz nach Kinnbackenhagen (der Ort heißt tatsächlich so).
Nach so manchem Spontanhalt machen wir bei Kilometerstand 57 Pause an einem der überdachten Rasthäuschen. Carolin verschlingt Brötchen mit Butter, Butter und Salami. Gerade als wir aufbrechen wollen, treffen Blumenthals ein – sie hatten den Abstand mittlerweile aufgeholt und sind zügig gefahren. Auch sie waren von der Gegend begeistert und sind trotz anderer Absprache ebenfalls die längere Strecke gefahren. Gemeinsam fahren wir die letzten 10 km bis Stralsund herein, d.h. eigentlich fahre ich voraus, da ich lieber Rad fahre als Rad warte. Moritz folgt mir, dann kommt erstmal lange nichts, dann kommt der Rest. Wir folgen der Beschilderung bis zum hübschen Bahnhofsgebäude. Dann folgt die spannende Suche nach einer Bahnverbindung mit Fahrradmitnahme ohne Umsteigen. Etwas Luxus muss sein. Es gibt einige durchgehende Züge bis Frankfurt, auch einen Nachtzug mir Kurswagen über Frankfurt bis Basel. Leider keine Fahrradplätze im Nachtzug, weder Mittwoch noch Donnerstag. Es gibt drei freie Plätze im Zug am Donnerstag um 13.05 Uhr. Buchen wir halt den. 222 Euro incl. Räder kostet der Luxus, dafür aber auch Reservierung von vier Sitzplätzen am Tisch. Als wir endlich soweit sind, halten wir gleich schon wieder vor einem Fahrradladen, wo Anettes Fahrradständer repariert wird, den Blumenthals schon lange abgebrochen die Ostsee entlang fahren. Nächster Stop Richtung Rügen am Weinfachhändler Plus, in dem ich anschließend Johanna vergesse. Schnell Kind wieder eingesammelt und dann über die Brücke nach Rügen – nebenan wird eine neue Brücke gebaut.
Gegen 19 Uhr erreichen wir endlich den Campingplatz in Altefähr gegenüber von Stralsund. Die Zeltwiese ist ziemlich voll, der Platzverwalter anscheinend auch. Die sanitären Einrichtungen machen einen traurigen Eindruck. Recht spät sitzen wir beim Griechen nebenan und haben Mühe, überhaupt erstmal unsere Bestellung loszuwerden. Carolin und Johanna sind sehr müde. Immerhin kommt das Essen dann halbwegs rasch und gratis Ouzo gibt es auch.

Mittwoch 9.8.2006: 13 km (Altefähr – Stralsund)

Der Aufbruch morgens zieht sich ungewohnt lang hin, wir sind ausnahmsweise genauso langsam wie Blumenthals. Gegen 11 Uhr schließlich trennen sich unsere Wege. Sie fahren weiter über Rügen und wir nach Stralsund. Carolin zuliebe nehmen wir das Fährschiffchen. Wir sind die einzigen mit Rädern, sonst wäre es ziemlich eng geworden.
Stralsund von einer seiner schönsten SeitenDie Jugendherberge liegt außerhalb in einem Vorort, deswegen lassen wir uns von der Zimmervermittlung ein großes Viererzimmer in der Pension „Hafenblick“ vermitteln, direkt in der Altstadt, 100 Euro incl. Frühstück. Wir laden unsere Sachen ab und schlendern durch die beeindruckende Altstadt. Rathaus und Nikolaikirche sind die bekanntesten Beispiele der norddeutschen Backsteingotik, aber die gesamte Innenstadt stellt sich mit ihren Fassaden und verkehrsberuhigten Kopfsteinpflasterstraßen und Gassen sehr geschlossen dar. Als wir in einer Bäckerei / Cafe pausieren, setzt Regen ein. Catrin holt rasch unsere Jacken, dann gehen wir ins Meeresmuseum. Skelett eines Finnwales, Meeresmuseum StralsundHinter dem spröden Namen verbirgt sich eine wunderbare Ausstellung mit Präparaten, Modellen, Schautafeln, Erklärungen. Und vielen Aquarien! Im größten Becken ziehen drei große Schildkröten majestätisch ihre Runden. Die Kinder halten sich lange an einem niedrigen offenen Schildkrötenbecken auf, Berühren leider verboten. Johanna ist begeistert, muss sich alles ganz genau ansehen und will auch keine einzige Vitrine auslassen. Und zu sehen gibt es auch wirklich viel. Schon die Architektur ist beeindruckend, das Museum ist im ehemaligen Katharinenkloster untergebracht, das seit der Reformation wohl nicht mehr als Kloster genutzt wurde. Hauptausstellungsraum ist das Kirchenschiff, in das zwei Zwischendecken eingezogen worden sind. Im Hochor hängt das Skelett eines Finnwales mit seinen Barten und wirkt etwas skurril. Wir lassen schließlich einige Ausstellungsstücke aus, da es schon recht spät wird und wir noch in das örtliche Spaßbad fahren wollen. Johanna lässt sich allerdings nur ungern einfach weiterziehen.
Zurück zur Pension, Schwimmsachen packen und mit den Rädern zum knapp 5 km entfernten Spaßbad im „Hansedom“. Sehr schöne Dekoration mit Maja-Motiven. Eine breite offene Rutsche, zwei Röhrenrutschen mit Licht- und Dunkeleffekten und eine Turborutsche. Attraktion ist eine offene Wildwasserrutsche, die stündlich für 10 Minuten in Betrieb geht. Mit gewaltigem Wasserdruck wird man abwärts gespült und landet schließlich in einer stimmungsvoll beleuchteten Grotte mit Pseudo-Inka-Maja-Olmeken-Azteken-Ausstattung. Zu Carolins  Leidwesen ist sie erst ab 12 Jahren freigegeben, was am Einstieg auch scharf überwacht wird.
Abendessen sind kulinarisch wertlose Schwimmbad-Pommes. Erst nach 21 Uhr verlassen wir das Bad und fahren zur Pension, wo die Kinder sich sehr freiwillig in den Betten verkriechen und sich über den Luxus einer Matratze statt Isomatte freuen. Catrin und ich setzen uns noch in ein Cafe am Marktplatz und genießen das nächtliche stimmungsvoll beleuchtete Rathaus und Nikolaikirche. Wettermäßig Superglück – an dem Tag, wo es zwischendurch mal regnet, haben wir eine feste Unterkunft.

Donnerstag 10.8.2006: Heimreise 10 km (Stralsund – Frankfurt – Eschborn)

Catrin ist kaum aus dem Bett herauszubewegen. Johanna freut sich auf die Heimreise. Wir lassen unser Gepäck in der Pension und laufen zu Fuß durch die Altstadt. Catrin hat anhand der spärlichen Infos im Reiseführer und des Stadtplanes eine Route zusammengestellt. Viele Häuser sind frisch renoviert, andere stark verfallen.

Johanniskloster Stralsund Johannisplatz Stralsund Rathaus Stralsund


Giebel in Backsteingotik-Opitk reihen sich an barocke Fassaden, auch einiges Fachwerk ist zu sehen. Das Scheele-Haus erinnert nicht an unsere Nachbarn gleichen Namens, sondern an den Entdecker des Sauerstoffes. Vom Johanniskloster sind die Außenmauern der Kirche erhalten. Um einen kleinen Platz gruppieren sich malerisch kleine Fachwerkhäuser. Das Katharinenkloster mit dem Meeresmuseum betrachten wir von außen. Der neue Markt wird dominiert von der Marienkirche, neben dem Rathaus das „Hauptwerk norddeutscher Backsteingotik“. Die Post nebenan hat eine sehenswerte Fassade. Ein Kaufmannshaus scheint halb öffentlich zu sein, in der Diele sind einige Erklärungen, Fotos, Modelle zu sehen. St. Jacobi liegt lustigerweise zwischen der Jacobichor- und Jacobiturmstraße. Nikolaikirche StralsundDie Nikolaikirche offenbart im Innenraum noch erheblichen Restaurierungsbedarf.
Schließlich packen wir unsere Räder und fahren zum Bahnhof. Dabei stelle ich fest, dass in der letzten Nacht meine Airzound-Hupe wohl von einem Liebhaber mitgenommen worden ist, der keinen Schraubenzieher dabei hatte. Übrig blieb nur die abgebrochene Halterung am Lenker. Alles andere scheint intakt zu sein. Seltsam, genügend kriminelle Energie vorausgesetzt, hätte ich doch wenigstens noch die Rohloff-Nabe mitgenommen.
Nach einem Zwischenhalt beim Edeka treffen wir im Bahnhof ein. Keine Unterführung, der Zug steht schon leer bereit, wir laden in Ruhe alles ein. Zwei ältere Damen auf Rädern zeigen sich ob der nummerierten  Fahrradplätze erstaunt und stellen ihre Räder lieber dort ein, wo es gerade bequem passt. Gegen den von mir vorgebrachten Einwand, wo denn die Inhaber der Reservierungen ihre Räder hinstellen sollen, sind die Damen völlig immun, was wiederum dem begleitenden Enkel etwas peinlich zu sein scheint. Die Bahnfahrt zieht sich weitgehend ereignislos immer länger hin. Aufkeimende Übelkeit wird am frühen Abend von Carolin und Johanna erfolgreich mit einer Tüte Chips bekämpft.
Abends um halb zehn kommen wir in Frankfurt an. Räder beladen, durch den Innenstadtverkehr kämpfen, nach Eschborn fahren. Hundemüde kommen wir gegen halb elf zu Hause an.
Urlaub vorbei! Schade!

Fazit

Es war eine wunderbare Urlaubsradtour. Einige Erfahrungen mit der Technik:

Und ein paar allgemeine Feststellungen:

Literatur:

 

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© Martin Taplick, 30.09.2006. Letzte Änderung am 09.03.2008