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25.7.2001: Regensburg - Straubing
Die JH Regensburg wirft uns früh raus, wir deponieren unser Gepäck
dort und schauen uns zunächst die Altstadt an. Catrin führt uns und
liest aus dem Reiseführer vor, wir trotten etwas lustlos hinterher. Ein
Ohr von mir klappt ständig zu, was ziemlich nervt. Schließlich landen
wir in einer Eisdiele, aber um uns herum fährt der vormittägliche
Lieferantenverkehr durch die Fußgängerzone, was die Atmosphäre
etwas trübt. Gegen Mittag das Gepäck geholt und weiter Richtung Straubing
gefahren.
Trotz Donauradweg sehen wir wenig von der Donau. Der Weg führt größtenteils
an der Außenseite eines Deiches vorbei. Heiß ist es und landschaftlich
eher eintönig: Zunächst rechts Deich und links Mais, dann rechts Mais
und links Mais und zur Abwechslung auch mal links A3 und rechts Mais. Ab und
zu vielleicht mal Futterrüben oder Weizen. Kaum schattenspendende Bäume.
Die Route berührt relativ wenig Ortschaften, so folgen wir nach ca. 30
km einem Hinweisschild zu einem Wirtshaus. Dieses Schild führt uns ein
ganzes Stück abseits des Weges bis nach Wörth. Der Gasthof "Zur
alten Linde" entpuppt sich als entsetzliche Kaschemme, wo uns der Schlagergesang
eines Peter-Maffay-Imitators vom Band schnell wieder vertreibt. Dann pausieren
wir im Schatten der Kirche in Wörth.
Weiter dann durch die stehende Hitze, bis wir endlich Straubing erreichen. Eine
sehr hilfsbereite Dame am Campingplatz hilft uns, den Weg in den Vorort zu finden,
in dem Catrins Verwandschaft Marga und Robert wohnen. Übrigens haben wir
drei Jahre später am Ende unserer Tauernradweg-Donau-Tour
2004 dort übernachtet und können den Platz empfehlen.
Gegen 17 Uhr treffen wir schließlich bei Catrins Verwandschaft ein. Empfang
mit Kuchen, abends Schälrippchen im Gärtchen. Wir freuen uns, die
Verwandtschaft wieder zu sehen.
Jetzt gilt es noch den Fahrplan für die nächsten Tage festzulegen.
Wir beschließen, noch einen Tag in Straubing zu bleiben. Außerdem
erfahren wir, dass wir ab Regensburg durch den "Gäuboden" gefahren
sind, eine weite Senke, die nach Nordosten durch den Bayerischen Wald begrenzt
wird (dessen Hügel wir den ganzen Tag gesehen haben). Die Begrenzung auf
der anderen Seite gilt es noch zu erkunden. Catrin meint, es sei München.
(Kommentar Catrin: Klar, sonst gibt es ja nichts mehr südlich von Straubing...)
63 km, Netto-Durchschnitt 17,6 km/h. Langsam kommen wir in Fahrt.
26.7.2001: Straubing - St. Englmar - Straubing
Nach einem etwas ruhigeren Aufstehen - von Ausschlafen kann bei Johanna keine
Rede sein - schließt sich ein ausgiebiges, gemütliches Frühstück
mit Marga auf der Terrasse an, endlich mal mit leckerem, ordentlich gebrühten
Tee.
Dann darf ich mich "austoben". Einem Vorschlag Roberts folgend fahre
ich mit dem Rad nach St. Englmar im Bayerischen Wald. Zunächst 15 km Ebene,
dann leichte Steigung und schließlich 10 km kontinuierlich aufwärts,
einfache Strecke ca. 34 km. Dann wieder herunterrollen lassen, doch zunächst
Pause bei einer Sommerrodelbahn gemacht und (natürlich!) zwei Mal die Bahn
heruntergesaust. Danach zurück nach Straubing, und nach einigen Irrwegen
im neuen Hafen-Gewerbegebiet quer durch Straubing gefahren direkt bis zum Freibad.
Catrin hat sich in der Zwischenzeit einen gemütlichen Vormittag gemacht.
Johanna hat einen ausgiebigen Vormittags-/Mittagsschlaf gehalten. Währenddessen
hat Catrin versucht, Carolin "Schiffe versenken" beizubringen. War
wohl doch noch etwas zu früh. Aber Käsekästchen klappt schon
prima. Und Uno ist sowieso ein Dauerrenner. Am frühen Nachmittag transportiert
Marga die drei Weiber ins Freibad, wo wir uns verabredet haben.
Abends zurück, Catrin mit den Kindern im Bus (Johanna saß die ganze
halbe Stunde gebannt auf dem Sitz) und ich mit dem Rad. Abends Spaghetti mit
Wein, sehr geruhsam.
(ich allein: 85 km, Netto-Durchschnitt 23,6 km/h. Tja, ohne Begleittross :-)
27.7.2001: Straubing - Regensburg
Abends haben wir beschlossen, wegen der Hitze nicht weiter nach Passau zu fahren.
Auch soll die Strecke landschaftlich nicht viel hergeben. Deswegen wollen wir
zurück nach Regensburg und am Samstag dann mit der Bahn nach Hause. Aus
dem geplanten frühen Aufbruch wird natürlich wieder nichts wegen des
netten Frühstücks und der anschließenden telefonischen Quartiersuche.
Endlich pedalen wir bei leichtem Rückenwind die bekannte Strecke wieder
nach Regensburg, diesmal links Deich und rechts Mais.
Markante
Punkte auf der Strecke sind das Schloss von Thurn-und-Taxis in Wörth und
die Walhalla, einem dem Zeustempel der Akropolis nachempfundenen Säulenteil
90 m hoch über der Donau, erbaut von Ludwig I., natürlich. Pause machen
wir etwas besser geplant als auf der Hinfahrt in dem Dörfchen Kiefendorf,
sehr still, Weizenbier 3,50 DM, toll. Immerhin haben wir bis dahin schon 38
km zurückgelegt, unsere weiteste Etappe ohne Pause.
Weiter durch die Hitze. Angesichts der Walhalle rumpelt plötzlich Catrins
Hinterrad, ein echter Platten! Nach etwas Suchen eine schattige Stelle zum Flicken
gefunden. Jetzt wissen wir, warum wir das Flickzeug seit Jahren auf jeder Tour
mit uns schleppen.
Endlich
hinein nach Regensburg, bis zum Bahnhof, wo das Ibis-Hotel mit vorgebuchtem
Doppelzimmer auf uns wartet. Das Zimmer entpuppt sich als umfunktionierter Konferenzraum
mit 5 Betten, riesig groß. Die Kinder toben überglücklich herum.
Fürs Freibad ist es jetzt nach 16 Uhr schon zu spät. Deswegen laufen
wir zu Fuß mit Johanna im Hänger zum Spitalgarten, einem großen
Biergarten mit angeschlossener Brauerei an der Donau.
62 km, Netto-Durchschnitt 18,5 km/h
28.7.2001 Regensburg - Frankfurt - Eschborn, Rückreise mit der Bahn
Rückreisetag!
Zeitig aufgestanden, dann Frühstück im 5. Stock mit Blick auf den
nicht sonderlich verkehrsreichen Regensburger Bahnhof. Mit Zeitpolster haben
wir unseren Tross auf den richtigen Bahnsteig gehievt und auf den Zug gewartet.
Dann die Hiobsbotschaft: Wegen Überfüllung hat der Zug 25 min. Verspätung.
Es wird empfohlen, den bereitstehenden Nahverkehrszug nach Gottweiswo i.d. Oberpfalz
zu nehmen und in Schwandorf nach Nürnberg umzusteigen. Wir schleppen also
unseren Fuhrpark samt Kindern aufs passende Gleis und stapeln die Räder
in den Zugeingängen.
In Schwandorf muss der ignorante Zugführer mehrfach davon abgehalten werden,
die Abfahrt freizugeben, weil noch lange nicht alle Umsteigewilligen ausgestiegen
sind. Die Karawane zieht aufs Gleis Richtung Nürnberg (treppab - treppauf
natürlich). Dort wartet bereits die nächste Überraschung: Der
Zug hat sage und schreibe 30 min. Verspätung. In die aufbrausende Empörung
hinein verkündet kurz später eine Lautsprecherstimme, dass dieser
Zug komplett ausfällt. Der nächste Zug fährt eine Stunde später.
Hurra! Gestrandet in Schwandorf in der Oberpfalz, empfohlen vom Unternehmen
Zukunft - die Bahn.
Die Wartezeit reicht zum Abregen, so können wir uns schon wieder über
den Packwagen freuen, der im dann endlich eintreffenden Zug vorhanden ist. Mit
Vollgas dieseln wir dann nach Nürnberg, wo wir überpünktlich
eintreffen. Geraume Zeit allerdings dauert es dann, bis der Zugführer mit
seinem Vierkant den Packwagen aufschließt. (Vor der nächsten Bahnfahrt
besorge ich mir jedenfalls so ein Teil.) Dann die übliche Wuchterei der
Räder mit Gepäck, Hänger und Kindern aufs richtige Gleis. Zeit
ist jetzt genug. Wir können eh erst zwei Stunden später als geplant
weiterfahren. Immerhin jetzt durchgehend von Nürnberg nach Frankfurt.
Zur fahrplanmäßigen Ankunftszeit wieder eine Durchsage: "Achtung,
Gleisänderung..." Wir fallen fast in Ohnmacht. "...auf dem selben
Bahnsteig gegenüber.", endet die Ansage dann aber. Uns fällt
ein Stein vom Herzen.
Im proppevollen Fahrradabteil entdecken einige Mitreisenden ihr Organisationstalent.
Die Räder werden nach Zielbahnhof sortiert gestapelt. Die Packtaschen häuft
jemand anderer in einer Ecke auf. Gnade dem, der seine rote Ortliebtasche nicht
eindeutig markiert hat... Eingekeilt im Eingang wird es dann immer heißer,
bis wir uns in ein nahegelegenes 1. Klasse-Abteil verkrümeln und nach einiger
Zeit tatsächlich sogar eine Mütze Schlaf nehmen können.
Mit lächerlichen 20 min. Verspätung treffen wir in Frankfurt ein.
Nun ja, 8 Stunden Reisezeit von Regensburg nach Frankfurt wären noch vor
150 Jahren großartig gewesen. Es lebe der Fortschritt. Fahrt Bahn, Leute,
dann wird's wenigstens nicht langweilig.
Noch ein letztes Mal Rad fahren bis nach Hause in Eschborn. Dann ist es vollbracht
und die Fahrt zu Ende.
© Martin Taplick, 13.01.2002. Letzte Änderung 08.03.2008